NO2-Rückgang reicht laut CAR nicht für Ausschluss von Fahrverboten
Die Belastung mit Stickstoffdioxid hat sich seit Jahresbeginn in vielen deutschen Großstädten zum Teil deutlich verringert. Das reiche aber nicht aus, um Fahrverbote für Dieselautos auszuschließen, teilte Ferdinand Dudenhöffer vom CAR-Institut der Universität Essen-Duisburg am Dienstag mit. In einer Hochrechnung für das gesamte Jahr werde der gesetzliche Grenzwert weiterhin an 32 Messstationen überschritten; 2017 geschah dies im Jahresmittel an 52 Messstationen.
Dudenhöffer nahm für seine Analyse die Stundenmittelwerte der knapp 400 Messstationen in Deutschland und rechnete sie auf Mittelwerte für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 15. März hoch. Die Verbesserungen im Vergleich zum Jahresmittelwert 2017 lagen bei bis zu 23 Prozent in Stuttgart. Eine Verschlechterung gab es etwa in Kiel - das ist laut dem CAR-Bericht aber die große Ausnahme.
Über alle Stationen verringerte sich die NO2-Belastung um 13 Prozent. Dudenhöffer wies explizit darauf hin, dass die Verbesserung nicht ausschließlich durch den Verkehr bedingt sei, sondern ebenfalls etwa die Wetterverhältnisse dafür verantwortlich sein könnten. Daher zeichne die Verringerung der Belastung ein optimistisches Bild.
Doch auch in diesem optimistischen Szenario reichen die Verbesserungen nicht aus, um überall den gesetzlichen Grenzwert von 40 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft einzuhalten. In 27 Städten liegt mindestens eine Messstation darüber.
Hamburg und Köln würden für dieses Jahr hochgerechnet nicht unter die 50-Mikrogramm-Marke kommen - Stuttgart, Kiel und München würden an je einer Messstation 60 Mikrogramm überschreiten. In diesen fünf Städten seien Fahrverbote für Dieselautos deshalb nicht kategorisch auszuschließen, erklärte Dudenhöffer.
Daher forderte er erneut Hardware-Nachrüstungen für Dieselautos der Abgasnormen Euro 6 und Euro 5. Diese könnten laut Dudenhöffer binnen eines halben Jahres auf den Markt kommen - "wenn die Autobauer endlich damit anfangen, Nachrüstsätze zu zertifizieren." Er forderte, die Diskussion, wer für die Nachrüstungen bezahlen muss - Staat, Verbraucher oder Autokonzerne - nicht "in epischer Breite und mit viel Zeitverlust" fortzusetzen, sondern endlich mit dem Umbau anzufangen. Das würde auch den Autohändlern helfen, denen laut einer Modellrechnung bis 2019 Umsatz- und Gewinneinbußen von insgesamt fünf Milliarden Euro drohen. "Das werden viele nicht durchstehen", erklärte Dudenhöffer.
Wie dramatisch die Lage bei den Autobauern mit Diesel-Pkw sei, unterstreiche auch die Meldung, "dass BMW zukünftig dem Lebensmitteldiscounter Lidl Diesel-Neuwagen zu Räumungsverkaufskonditionen verkaufen will", erklärte Dudenhöffer. BMW wolle Lidl Dieselfahrzeuge mit einem Rabatt von bis zu 50 Prozent verkaufen. "BMW scheint den Glaube an die Restwerte von Diesel-Pkw aufgegeben zu haben", folgerte Dudenhöffer. "Trotz aller verbesserter NO2-Werte bleibt der Diesel das ganz große Sorgenkind."