Verstappen gewinnt in Katar - spätes Drama um Norris
Max Verstappen strahlte in der Nacht von Katar noch einmal weltmeisterlich - dahinter sorgte ein spätes Drama für neue Spannung im Kampf um die Team-WM: Beim Grand Prix unter Flutlicht feierte der Niederländer im Red Bull einen unerwarteten Sieg, McLaren dagegen blieb der Jubel geradezu im Halse stecken. Eine harte Stop-and-Go-Strafe ließ Lando Norris in der Schlussphase weit zurückfallen, und plötzlich ist Ferrari vor dem Saisonfinale wieder drin im Kampf um den Titel des besten Rennstalls der Formel 1.
Charles Leclerc holte den zweiten Platz für die Scuderia, zudem punktete auch Carlos Sainz als Sechster. Für McLaren sammelte Oscar Piastri als Dritter Zähler, Norris trug als Zehnter nur einen einzigen Punkt bei. Und so schrumpfte der Abstand zwischen den beiden Traditionsteams. 21 Punkte sind es noch, am kommenden Wochenende in Abu Dhabi können die Teams noch maximal 44 Zähler gewinnen. Für beide Teams wäre es der erste Titel seit 2008, McLaren gewann damals durch Lewis Hamilton die Fahrer-WM, Ferrari war der stärkste Rennstall.
Verstappens Sieg kam indes durchaus überraschend, seit Monaten gehörte sein Auto ja nicht mehr zu den schnellsten, zum Auftakt in Katar hatte Red Bull zudem arge Probleme. Doch drastische Setup-Änderungen vor dem Qualifying brachten doch noch den Erfolg. Für Nico Hülkenberg im Haas war es ein bitterer Sonntag, nach technischen Problemen im Qualifying schied er im Grand Prix vorzeitig aus.
Schon der Samstag hatte eine große Überraschung gebracht: Der Weltmeister holte die Pole Position. Überraschend deshalb, weil Verstappen das seit genau fünf Monaten nicht mehr gelungen war, sein Auto war nach dem starken Saisonstart einfach zu selten das beste im Feld gewesen. Nun also der erste Startplatz in Katar - doch wenige Stunden später, mitten in der Nacht, sprachen die Stewards eine ungewöhnliche Strafe gegen den Niederländer aus. Wegen langsamer Fahrt vor Russell in der Quali wurde er um einen Platz zurückgesetzt, obwohl keiner der beiden Piloten in der Szene auf einer schnellen Runde unterwegs war.
Die Strafe mache "überhaupt keinen Sinn", ereiferte Verstappen sich, doch es half nichts. Die Pole Position ging an Russell. Das löste bei Red Bulls Motorsportberater Helmut Marko einen Verdacht aus. "Max ist motiviert nach dieser Versetzung", sagte er bei Sky: "Ich bin optimistisch und glaube, dass er gewinnt."
Als die roten Ampeln ausgingen, zeigte Verstappen sich in der Tat höchst motiviert, schoss gleich an Russell vorbei und hatte die Spitzenposition wieder inne. Im hinteren Feld leistete sich Nico Hülkenberg einen Verbremser, kollidierte mit Esteban Ocon (Alpine) und Franco Colapinto (Williams), die dadurch beide ausschieden - der Deutsche dagegen musste sich bloß einen neuen Hinterreifen holen und konnte zunächst noch weiterfahren.
Eine Safety-Car-Phase war die Folge, nach dieser sortierte sich das Feld. Verstappen hielt seine Führung recht souverän, die beiden McLaren-Piloten Norris und Piastri folgten auf den Plätzen zwei und vier - Ferrari dagegen hatte zu kämpfen. Leclerc und Sainz als Fünfter und Sechster ließen eine kleine Lücke entstehen, der Druck auf die Scuderia wuchs.
Norris dagegen jagte an der Spitze Verstappen, sogar der vorzeitige Gewinn der Team-WM schien in dieser Phase greifbar. Dann allerdings war Norris unter Gelber Flagge zu schnell unterwegs, die Stewards verhängten die harte Strafe - und die Entscheidung war vertagt.
O. Petrow--BTZ