Rodtschenkow-Anwalt: Fragwürdige Anschuldigungen gegen IOC
Jim Walden, Anwalt des Whistleblowers Grigorij Rodtschenkow, hat mit Blick auf den russischen Staatsdopingskandal erneut heftige Kritik am Internationalen Olympischen Komitee geübt. Das IOC um Präsident Thomas Bach bereite längst die Rückkehr Russlands in die olympische Gemeinschaft zum Ende der Winterspiele in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) vor, so Walden.
"Wenn es jemals eine Situation gegeben hat, die eine Ausdehnung der Sperre erfordert, dann ist es die jetzige", sagte der Jurist nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG: "Aber merken Sie sich meine Worte: Bach wird Russland zur Abschlusszeremonie wieder zulassen. Jeder Fan, jeder saubere Athlet, jeder Sponsor sollte empört sein."
Das IOC hatte Russland wegen systematischen Dopings von Olympia 2018 in Südkorea ausgeschlossen, Rodtschenkows Aussagen als Kronzeuge spielten dabei eine große Rolle. "Zunächst war ich glücklich über die Entscheidung", so Walden: "Das war allerdings, bevor ich das Kleingedruckte gelesen und die Reaktionen Russlands gesehen habe."
Er nahm unter anderem Bezug auf anhaltende "aggressive Leugnung" der Doping-Vorwürfe und Drohungen gegen Rodtschenkow: "Es schockiert mich. Trotz allem, was Russland seit der Entscheidung getan hat, ist es klar, dass Thomas Bach sie wieder zu Olympia lassen wird."
Das IOC hatte in Aussicht gestellt, dass die Sportler bei der Schlussfeier in Pyeongchang unter Umständen wieder hinter der russischen Flagge einlaufen dürfen. Nachweislich sauberen Athleten des Landes wird unter gewissen Bedingungen ohnehin gestattet, als "Olympic Athlete from Russia" (OAR) teilzunehmen.
Unabhängig von der Sperre gegen Russland für die anstehenden Winterspiele hatte das IOC 43 russische Sportler lebenslang von Olympia ausgeschlossen. 42 Betroffene legten dagegen vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS Einspruch ein. Walden bekräftigte nun erneut, dass Rodtschenkow, ehemaliger Leiter des Moskauer Dopinglabors, im Rahmen der anstehenden Verhandlungen aussagen werde. Das gelte auch für die Anhörung des russischen Vize-Premierministers Witali Mutko. Die Verhandlungen vor dem CAS beginnen am 21. Januar, Urteile soll es bis zum 31. Januar geben.
(I. Johansson--BTZ)