Frauen in Saudi-Arabien dürfen erstmals Fußballspiel in Stadion besuchen
In Saudi-Arabien haben Frauen zum ersten Mal überhaupt ein Fußballspiel in einem Stadion besuchen dürfen. Weibliche Fußballfans strömten am Freitag schon Stunden vor dem Anpfiff ins Stadion der Küstenstadt Dschidda. Alle trugen eine Abaja, einen langen schwarzen Mantel, viele hatten Sonnenbrillen oder locker gebundene Kopftücher auf. Bei der ersten Partie mit weiblichem Publikum handelte es sich um ein Spiel der Profiligavereine Al-Ahli gegen Al-Batin.
Der Besuch von Sportstadien war Frauen in dem ultrakonservativen Königreich bislang strengstens untersagt. Eine erste Ausnahme war im September gemacht worden, als Frauen am Nationalfeiertag in Begleitung ihrer Familie ein Stadion betreten durften.
In der vergangenen Woche hatte die Regierung dann bekannt gegeben, dass Frauen neben dem Spiel am Freitag auch bei zwei Spielen am Samstag und kommenden Donnerstag zugelassen seien. Sie können die Spiele auf extra reservierten Plätzen verfolgen - allein oder in Begleitung ihrer Familie. Einige Clubs bieten bereits Abajas in den Vereinsfarben an.
"Ich bin sehr stolz, Zeuge dieser riesigen Veränderung zu sein", sagte die 32-jährige Lamja Chaled Nasser im Stadion von Dschidda. Ruwaida Ali Kassem sprach von einem "historischen Tag". Sie sei "stolz und sehr glücklich", dass Saudi-Arabien nun mit "zivilisierten Maßnahmen" in anderen Ländern gleichziehe. Nura Bachardschi sagte, sie habe sich Fußballspiele bisher immer im Fernsehen angeschaut, "während meine Brüder ins Stadion gegangen sind". "Heute haben sich die Dinge verändert. Es ist ein Tag des Glücks und der Freunde."
Die Öffnung von Stadien für Frauen ist Teil eines Modernisierungsprogramms von Kronprinz Mohammed bin Salman. In den vergangenen Monaten hatte die Regierung bereits angekündigt, das Autofahrverbot für Frauen ab Juni aufzuheben. Zudem dürfen Frauen ab März ins Kino gehen.
Frauen sind in dem muslimischen Königreich mit zahlreichen Restriktionen belegt. So muss ein männliches Familienmitglied - in der Regel der Vater, der Ehemann oder der Bruder - Frauen eine Erlaubnis geben, bevor diese studieren oder reisen können.
(N. Nilsson--BTZ)