Teilnahme Nordkoreas an Olympischen Spielen laut IOC "wahrscheinlich"
Das leichte Tauwetter in den Beziehungen zwischen Nord- und Südkorea hält an: Der isolierte Norden wird nach Angaben seines Vertreters beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) "wahrscheinlich" an den Olympischen Winterspielen in Südkorea teilnehmen. Gleichzeitig konkretisieren sich die Planungen für ein ranghohes bilaterales Treffen am Dienstag. Südkoreas Delegation werde von Vereinigungsminister Cho Myung Gyon angeführt, teilte sein Ministerium am Samstag mit.
Pjöngjangs IOC-Vertreter Chang Ung äußerte sich laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo bei einem Zwischenstopp am Flughafen von Peking zur Teilnahme seines Landes an den Winterspielen, die vom 9. bis 25. Februar im südkoreanischen Pyeongchang stattfinden. Dem Bericht zufolge war Chang offenbar auf dem Weg in die Schweiz, wo das IOC seinen Hauptsitz hat. In Lausanne wolle er womöglich über die Teilnahme seines Landes an den Winterspielen beraten, hieß es.
Der Chef des Organisationskomitees der Winterspiele, Lee Hee Beom, hatte zuvor gesagt, Südkorea sei gut vorbereitet auf eine Teilnahme nordkoreanischer Sportler. Seoul und die Organisatoren der Winterspiele hoffen auf die Teilnahme des Nordens.
Die Spannungen auf der seit 1953 geteilten Halbinsel waren zuletzt gestiegen. Grund dafür waren unter anderem mehrere Raketentests und der sechste, bislang gewaltigste Atomtest Nordkoreas. Durch die Teilnahme Nordkoreas an den Olympischen Spielen, so die Hoffnung, könnten sich die beiden Staaten wieder etwas näher kommen.
Vor den ersten bilateralen Gesprächen seit mehr als zwei Jahren schlug Südkorea eine fünfköpfige Delegation vor. Vereinigungsminister Cho solle unter anderem von zwei Vizeministern begleitet werden, einer von ihnen sei für Sport zuständig. Umfang und Zusammensetzung der Delegationen verhandeln die beiden Staaten demnach derzeit per Fax.
Bei dem Treffen im Grenzort Panmunjom in der entmilitarisierten Zone soll unter anderem über die mögliche Teilname Nordkoreas an den Olympischen Winterspielen beraten werden. Die koreanischen Nachbarn wollen außerdem über andere Themen zur Verbesserung der bilateralen Beziehungen sprechen. Auf die Gespräche hatten sich Nord- und Südkorea am Freitag geeinigt.
In den vergangenen Monaten hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un die internationale Gemeinschaft mit Raketentests und dem bislang gewaltigsten Atomtest provoziert. Er verstieß damit gegen Resolutionen der Vereinten Nationen. Selbst China, Nordkoreas engster Verbündeter, stimmte in der Folge für verschärfte Sanktionen. Nordkorea argumentiert, es benötige seine Waffenprogramme zur Verteidigung gegen die USA. Zudem lieferte sich Kim einen verbalen Schlagabtausch mit US-Präsident Donald Trump über die Atomwaffen seines Staates.
Seit Jahresbeginn kam jedoch Bewegung in den Konflikt, nachdem Kim in seiner Neujahrsansprache Dialogbereitschaft mit dem Süden signalisiert hatte. Dabei deutete er auch an, dass sein Land an den Olympischen Winterspielen teilnehmen könne.
Seoul begrüßte das Zeichen der Dialogbereitschaft und bereits am Mittwoch schalteten die beiden Länder einen seit knapp zwei Jahren abgeschalteten Kommunikationskanal wieder frei. Die USA und Südkorea erklärten, während der Olympischen Winterspiele auf eine gemeinsame Militärübung zu verzichten.
Südkoreanische Oppositionsparteien äußerten sich jedoch zurückhaltend zu den jüngsten Entwicklungen. Sie warnten vor Zugeständnissen an den Norden, um dessen Teilnahme an den Olympischen spielen zu sichern.
(C. Fournier--BTZ)