Neue Kritik an Arbeitsbedingungen im WM-Gastgeberland Katar
Neue Kritik an den Arbeitsbedingungen für ausländische Arbeiter in Katar auch auf den Baustellen für die Fußball-WM 2022 trübt im Emirat die Feierstimmung nach dem überraschenden Gewinn der Asien-Meisterschaft. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International (AI) monierte am Dienstag in einem neuen Report weiterhin bestehende Entrechtung von über zwei Millionen ausländischer Arbeiter durch das Kafala-System des Golf-Staats.
Mit Blick auf 30.000 eingewanderte Beschäftigte auf WM-Baustellen, auf denen in den vergangenen Jahren mehrere ausländische Arbeiter zu Tode gekommen sind, sieht AI den Weltverband FIFA in einer "fortdauernden Verantwortung". In ihrem "Wirklichkeitscheck" gibt AI den Katarern für die Umsetzung angekündigter Reformen schlechte Noten.
"Die Zeit läuft ab, wenn die katarischen Behörden noch ein Vermächtnis der WM hinterlassen wollen, über das wir alle uns freuen können, nämlich ein System, das den Missbrauch und die schlimmen Bedingungen für ausländische Arbeiter beendet", warnte AI-Vertreter Stephen Cockburn: "Durch Lücken in den bisherigen Reformen sind viele Arbeiter immer noch Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt."
Katar hat in den vergangenen Jahren nach der internationalen Kritik an den Arbeitsbedingungen in seinem Land zögerlich Verbesserungen eingeleitet. Allerdings ist das Kafala-System, durch das ausländische Arbeiter ihre Pässe abgeben müssen und danach Katar nur noch mit Erlaubnis ihres Arbeitgebers verlassen dürfen, weiterhin noch nicht vollständig abgeschafft.
Als Mindestlohn gilt inzwischen eine monatliche Untergrenze von umgerechnet 180 Euro. Seit 2017 arbeitet Katars Regierung mit der internationalen Arbeiter-Vereinigung ILO zusammen.
(L. Andersson--BTZ)