Ultras mit Protest: Fans haben die Schnauze von der Profitgier voll
Vier Ultra-Fangruppen von Werder Bremen haben durch demonstratives Schweigen über 18:30 Minuten analog zur Anstoßzeit den bundesweiten Aktionsspieltag in der Fußball-Bundesliga eingeleitet. Damit wollen die Stadionbesucher gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Profifußballs mobil machen.
Die Anfeuerung für die Platzherren in der Anfangspartie gegen Hertha BSC (3:1) fiel tatsächlich leiser aus als üblich. Daran änderte auch nichts, dass das Publikum auf den Sitzplätzen die verhaltene Atmosphäre durch rhythmisches Klatschen zu beleben versuchte. Auch der Torjubel beim 1:0 für die Hanseaten durch Martin Harnik in der elften Minute war hörbar gedämpft.
Zwei lange in grün-weiß gehaltene Spruchbänder zogen sich beim Anpfiff von Schiedsrichter Guido Winkmann quer durch die Ostkurve des Weserstadions. "Spieltagszerstückelung stoppen", wurde gefordert, auf dem anderen Banner stand: "Football is for you and me - not for fucking Pay-TV." Exakt nach 18:30 Minuten war die gewohnte Stadionstimmung wieder hergestellt.
Auch bei den Spätspielen herrschte in den ersten Minuten ungewohnte Ruhe. Einzig die Fans von Schalke 04 sangen in Freiburg durchgängig. In München waren die Anweisungen der Spieler und Trainer zu hören - genau 20 Minuten lang. In Hannover prangte auf Plakaten: "Nein zum Deutschen Fußball Lobbyismus".
In der 2. Liga schwiegen ebenfalls viele Fans. Beim Bundesliga-Absteiger 1. FC Köln verfolgten sie die ersten 20 Minuten der Partie gegen den FC Ingolstadt weitgehend still und boykottierten wie angekündigt die Stimmung. Stattdessen rollten sie auf der Südkurve ein Banner mit der Aufschrift "DFB - Ihr werdet von uns hören - oder auch nicht" aus. Im Kölner Stadion waren nur vereinzelte Anfeuerungsrufe der Fans zu hören - ähnlich war es in den anderen Zweitligaarenen.
(U. Schmidt--BTZ)