Nach 3:1 gegen Hertha: Werder Bremen Bayern-Jäger Nummer eins
Der neue Bayern-Jäger Nummer eins kommt von der Weser: Nach einem verdienten 3:1 (2:0)-Sieg gegen den bisherigen Tabellenzweiten Hertha BSC ist Werder Bremen zumindest für einen Tag der ärgste Verfolger des Spitzenreiters Bayern München.
Ungeachtet des angekündigten Stimmungsboykott in der Anfangsphase blieben die Hanseaten auch im 15. Heimspiel unter Coach Florian Kohfeldt ungeschlagen, damit wurde der bisherige Rekord von Trainerlegende Otto Rehhagel überboten. Die Gäste kassierten ihre erste Saisonniederlage, fielen auf Rang drei zurück und warten nun schon seit zwölf Jahren auf einen Sieg im Weserstadion.
Ein kuriose Aktion leitete vor 39.100 Zuschauern die Bremer Führung ein. Hertha-Verteidiger Fabian Lustenberger schlug bei einem Rettungsversuch seinem Torhüter Rune Jarstein den Ball aus den Händen, Martin Harnik staubte ab (11.).
Sekunden vor dem Pausenpfiff traf Milos Veljkovic per Kopfball nach Ecke (45.). Javairo Dilrosun (53.) verkürzte für die Berliner, der Mittelfeldspieler ließ dabei Werder-Torwart Jiri Pavlenka bei einem Schuss in die kurze Ecke nicht gut aussehen. Für den Endstand sorgte Kapitän Max Kruse per Foulelfmeter (66.).
In den ersten 45 Minuten beherrschten die Platzherren ganz eindeutig das Spielgeschehen. Erstmals mit dem Ex-Dortmunder Nuri Sahin in der Startelf agierten die Bremer druckvoll, überzeugten immer wieder durch raumgreifende Flügelwechsel und hätten weitere Treffer erzielen können. Gleich zweimal scheiterte der Niederländer Davy Klaassen nur knapp. Die Mannschaft von Trainer Pal Dardai, der seinen Sohn Palko für die Anfangsformation nominiert hatte, wirkte in den Zweikämpfen nicht engagiert genug, folgerichtig fehlte der Zug zum Tor. Lediglich Kapitän Vedad Ibisevic ließ hin und wieder seine offensiven Qualitäten aufblitzen.
Nach dem Seitenwechsel und dem Anschlusstreffer fand Hertha besser in die Begegnung. Dem Bremer Kombinationsspiel fehlte phasenweise die Präzision, die Aktionen gerieten mehr und mehr ins Stocken.
Thomas Kraft, der in der zweiten Halbzeit für den scheinbar angeschlagenen Jarstein bei den Gästen zwischen den Pfosten stand, musste kaum eingreifen. Kohfeldt reagierte und ersetzte Sahin in der 61. Minute durch den defensiv stärkeren Philipp Bargfrede.
Begonnen hatte die Partie mit dem angekündigten Stimmungsboykott von Ultrafangruppen, die damit gegen die zunehmende Kommerzialisierung des Profifußballs protestieren wollen. 18:30 Minuten lang wurde analog zur Anstoßzeit geschwiegen, auch die Fahnen blieben zunächst eingerollt.
Auf zwei langen Bannern quer über die Ostkurve machten die Fans klar, worum es ihnen ging "Spieltagszerstückelung stoppen", hieß es auf dem ersten Banner, auf dem zweiten Spruchband stand: "Football is for you and me - not for fucking Pay-TV."
(M. Tschebyachkinchoy--BTZ)