Fußball - DFB - Grindel: "Es muss personelle Entscheidungen geben"
DFB-Präsident Reinhard Grindel hat "gravierende Veränderungen" im personellen Bereich des Betreuerstabs bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft angekündigt. "Ich weiß sehr wohl, dass eine Trennung von dem einen oder anderen Mitarbeiter schmerzlich und schwer sein wird, weil Jogi Löw ein zutiefst loyaler Mensch mit einer hohen sozialen Kompetenz ist. Aber die Signale aus der Mannschaft und von Oliver Bierhoff sagen mir, dass es personelle Entscheidungen geben muss", sagte der Chef des Deutschen Fußball-Bundes, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview.
Grindel weiter: "Denn es geht um gravierende Veränderungen, möglicherweise im Team, beim Team hinter dem Team, auch bei einzelnen Abläufen, die die Darstellung der Mannschaft in der Öffentlichkeit betreffen. Darüber werden wir Ende August mit dem Präsidium intensiv diskutieren und dann hoffentlich Weichen stellen, die uns zu alter Stärke führen." Was genau schiefgelaufen sei, müssten Bundestrainer Joachim Löw und Nationalmannschaftsdirektor Bierhoff beantworten.
Das Team hinter dem Team, noch 2014 beim WM-Triumph in Brasilien im Quartier Campo Bahia als Erfolgsfaktor gefeiert, steht offenbar vor einschneidenden Maßnahmen. Grindel: "Man darf die Abläufe 2014 nun auch nicht glorifizieren. Der WM-Titel hat vielleicht manches überdeckt, was in Brasilien und auch im Campo Bahia nicht optimal war."
Die Zuständigkeiten machte der DFB-Boss nochmals klar. "Für die Mitarbeiter im Team hinter dem Team ist Oliver Bierhoff zuständig. Was die Assistenztrainer angeht, das Scouting oder beispielsweise die medizinische Abteilung, wird sich Oliver natürlich immer entscheidend mit Jogi Löw abstimmen", so Grindel, der deutlich macht, dass der Betreuerstab möglicherweise zu groß ist: "Gerade, was auch das vertrauliche Miteinander innerhalb der Mannschaft und den Austausch zwischen Mannschaft und Trainern angeht, ist weniger manchmal mehr."
Man müsse "unsere Spielidee überprüfen und uns enger zwischen A- und U-Mannschaften abstimmen", so der DFB-Präsident. Man müsse sich fragen, "ob bei der Ausbildung der Nachwuchsspieler zu Spielerpersönlichkeiten alles richtig läuft. Müssen wir sie zu mehr Eigenverantwortung, mehr Selbstständigkeit bewegen? Das gehört in die Gesamtanalyse, am besten mit der Bundesliga", sinnierte Grindel.
Einen Interessenskonflikt von Bierhoff über seine Bindung an die Agentur "Projekt b", die viele namhafte Trainer berät, sieht Grindel nicht. "Sein Verhältnis zu dem Unternehmen ist ausführlich mit unserer Ethikkommission besprochen worden. Er hat sein Engagement dort aufgegeben, damit ist sichergestellt, dass hier kein Interessenkonflikt besteht", betonte der 56-Jährige.
Der Vergabe der EURO 2026 komme laut Grindel eine ganz gewichtige Bedeutung zu, "weil sie uns in die Lage versetzen würde, eine neue Geschichte zu erzählen. Eine Generation 24 zu entwickeln. Auf ein Leuchtturmprojekt hinzuarbeiten, von dem wir wissen, dass es für alle Vereine gut ist, weil wir in den Jahren 2006 und 2014 die mit Abstand größte Zahl von Neueintritten von Kindern und Jugendlichen in unsere Vereine hatten". Deswegen müssen man umso härter "an unserem großen Ziel arbeiten, die EURO 2024 nach Deutschland zu holen".
Seinen Führungsstil will der DFB-Chef nicht ändern: "Man muss sagen, worauf es ankommt und nicht sagen, was ankommt." Es sei wichtig, den sportlich wesentlich Verantwortlichen grundsätzlich "ein hohes Maß an Vertrauen zu schenken. Ich habe keinen Anlass, mich im Umgang mit den beiden zu verändern", so Grindel.
(C. Fournier--BTZ)