Äußerst beschämendes Doping-Netzwerk in Brasiliens Fußball entdeckt
Im brasilianischen Fußball und Sport existieren Spuren für ein verzweigtes und regelmäßig genutztes Doping-Netzwerk. Die ARD-Dokumentation "Geheimsache Doping: Brasiliens zwölfter Mann - Tricksereien im Land des Fußballs" berichtete am Sonntagabend über einfache Zugangsmöglichkeiten für Spitzensportler aus dem Land am Zuckerhut und anderen südamerikanischen Ländern zu verbotenen Mitteln und Präparaten. Im Zentrum des Netzwerks agiert offenbar ein in Sao Paulo praktizierender und für seine Doping-Affinität berüchtigter Mediziner.
Den ARD-Recherchen zufolge bestand zumindest 2013 eine Verbindung zwischen Perus Nationalmannschafts-Kapitän Paolo Guerrero und dem in Brasilien auch populären Arzt, der zahlreiche Prominente zu seinen Kunden zählt. Ex-Bundesligaprofi Guerrero, der bei der laufenden WM in Russland nur durch die Aussetzung seiner Dopingsperre wegen Restspuren von Kokain durch das Schweizer Bundesgericht spielen durfte, bestätigte die Kontakte zu dem betreffenden Arzt auf ARD-Anfrage allerdings nicht.
Laut Aussagen eines anonym bleibenden Leistungssportlers arbeitet der Arzt ohne jegliche Skrupel: "Wenn du genug Geld hast für die Behandlung, kümmert er sich. Es stört ihn nicht, dass das gegen die Ethik des Sports verstößt oder gegen die Gesundheit des Patienten", sagte der Athlet in dem Film und legte auch eine Spur zum Fußball: "Ich weiß, dass er auch mit vielen Leuten aus der Fußball-Welt zusammenarbeitet."
Ein brasilianischer Sportmediziner bezichtigt in der Dokumentation zudem einen Ex-Nationalspieler nach Analyse von Blutwerten der Einnahme unerlaubter Mittel: Er habe keinen Zweifel, dass der Profi "mit anabolen Steroiden gedopt wurde".
Der betreffende Mediziner, zu dessen Patienten auch zahlreiche ehemalige Fußball-Stars gehören sollen, verschrieb einem als Leistungssportler getarnten Lockvogel nach kurzer Untersuchung verbotene Dopingmittel und stellte auch Kontakte zu Händlern von unerlaubten Substanzen her. Zu ähnlichen Ergebnissen ist bereits 2013 ein brasilianischer Investigativjournalist gekommen, der für die ARD-Dokumentation ein entsprechendes Video bereitstellte.
Rezepte für Dopingsubstanzen sind laut der ARD-Dokumentation beispielsweise in Sao Paulo mit Wartezeiten unter einer Stunde erhältlich. Der Portugiese Luis Horta, der maßgeblich am Aufbau von Brasiliens Anti-Doping-Agentur beteiligt gewesen ist, prangert außerdem die immer wieder erfolgreiche Verteidigungsstrategie brasilianischer Fußballer nach positiven Dopingtests mit Behauptungen über angebliche Verunreinigungen der Proben an: "Diese Theorie ist sehr merkwürdig. Das erscheint mir eine ziemlich konstruierte Erklärung. Dabei ist es quasi unmöglich", sagte Horta.
Der Insider verwies außerdem darauf, dass sich in diesen Fällen immer wieder identische Anwälte identischer Experten und Labore zur Untermauerung der Behauptungen bedienen würden.
(A. Williams--BTZ)