Justiz: Sechseinhalb Jahre Haft für "Paten" des kroatischen Fußballs
Der starke Mann des kroatischen Fußballs, Zdravko Mamic, muss wegen Korruption und Veruntreuung von Geldern im Zuge von Spielertransfers für sechseinhalb Jahre hinter Gitter. Der Richter Darko Kruslin befand am Mittwoch in Osijek sowohl Mamic als auch drei Mitangeklagte für schuldig.
Mamic, ehemaliger Chef des Vereins Dinamo Zagreb, soll mit Hilfe von Komplizen 15,6 Millionen Euro veruntreut haben. Der Betrug soll vor allem im Zuge von Spielertransfers stattgefunden haben. Zudem soll er Steuern in Höhe von 1,5 Millionen Euro unterschlagen haben.
Während des Gerichtsverfahrens waren auch die beiden international erfolgreichen kroatischen Fußballstars Luka Modric (Real Madrid) und Dejan Lovren (FC Liverpool) als Zeugen angehört worden. Modric war im März wegen mutmaßlicher Falschaussage über die Einzelheiten seines Wechsels von Dinamo zu Tottenham Hotspur beschuldigt worden. Lovren wurde zu seinem Wechsel von Dinamo zum französischen Verein Olympique Lyon befragt.
Weder Mamic noch die drei anderen Angeklagten erschienen am Mittwoch zur Urteilsverkündung. Auch wenn das Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hätte Mamic nach kroatischem Recht eigentlich sofort inhaftiert werden müssen.
Mamic, der auch einen bosnischen Pass besitzt, war am Dienstag nach Bosnien gereist. Er habe sich in die südbosnische Stadt Medjugorje begeben, um dort "Frieden zu finden", und könne zurückkommen wann er wolle, sagte er. Medjugorje ist für eine angebliche Marienerscheinung bekannt.
Mamics ebenfalls angeklagter Bruder Zoran muss für knapp fünf Jahre in Haft, der ehemalige Dinamo-Vereinschef Damir Vrbanovic für drei Jahre. Ein Mitarbeiter der Steuerbehörde wurde zu gut vier Jahren Gefängnis verurteilt.
(Y. Rousseau--BTZ)