Hörmann stellt Sportreform infrage - DOSB-Krisensitzung am Mittwoch
DOSB-Präsident Alfons Hörmann stellt wegen vermeintlich zu geringer staatlicher Spitzensportförderung die Leistungssportreform infrage. Dies geht aus einer Einladung Hörmanns an alle Präsidenten und Generalsekretäre der Mitgliedsverbände zu einem "Informations- und Meinungsaustausch" am Mittwoch in die Zentrale des Deutschen Olympischen Sportbundes nach Frankfurt/Main hervor.
Hörmanns Worte in dem Schreiben, von welchem BERLINER TAGESZEITUNG erfuhr, lassen wenig Zweifel, dass das Treffen den Charakter einer Krisensitzung haben wird. "Ein Scheitern der Reform wäre keine Niederlage eines einzelnen Partners, sondern aller Beteiligten. Auf dieser Basis lassen sich die Bedingungen für Athletinnen und Athleten sowie Trainerinnen und Trainer nicht verbessern", schrieb Hörmann: "Daher ist es aus unserer Sicht völlig eindeutig, dass ein substantieller und nachhaltiger Aufwuchs der Mittel eine unumgängliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung der Reform ist."
Das Bundesinnenministerium (BMI) will den Spitzensport ab 2019 mit 35 Millionen Euro mehr pro Jahr fördern, 2018 sollen keine zusätzlichen Mittel fließen. Der Dachverband hatte zusätzlich zu der derzeitigen Förderung von etwa 170 Millionen Euro für das laufende Jahr 71 Millionen Euro, 110 Millionen Euro für 2019 und 134 Millionen Euro für das Olympia-Jahr 2020 gefordert, um das Reform-Mammutwerk umzusetzen.
Den DOSB-kritischen Bericht des Bundesrechnungshofes (BRH), der zur zurückhaltenden Budgetplanung des für den Sport zuständigen BMI geführt hatte, zog Hörmann in Zweifel. "Unserer Meinung nach", schrieb Hörmann, seien der DOSB und seine Reformpartner "in der Entwicklung des Prozesses deutlich weiter", als es der BRH-Bericht dargestellt und bemängelt hat.
Aus den dann folgenden von Hörmann genannten Beispielen geht allerdings hervor, dass er in zahlreichen Punkten der Leistungssportreform im Gegensatz zum BRH noch Diskussionsbedarf sieht. So habe es "zu keinem Zeitpunkt" einen Konsens über die Reduzierung der Kaderzahlen um 1000 Athleten gegeben – "im Gegenteil". Auch bei der vereinbarten ﹰReduzierung der Bundes- und Olympiastützpunkte sowie beim sogenannten wissenschaftlichen Verbundsystem sieht Hörmann noch Diskussionsbedarf.
"Wenn es noch eines Beweises bedurft hätte, dass es dringend notwendig ist, mit der neuen Regierung, dem neuen Bundesminister sowie den Haushältern und Parlamentariern über den weiteren Verlauf der Reform zu sprechen, dann liegt er jetzt vor", schrieb Hörmann und forderte damit auch die neue BMI-Führung mit Minister Horst Seehofer und Staatssekretär Stephan Mayer erneut zu einer Klärung von "offenen Sach- und Finanzierungsfragen" auf.
"Zur Klärung des weiteren Vorgehens ist es wichtig zu wissen, wie der Minister, die Bundesregierung und der Bundestag den Leistungssport einordnen und welche Bereitschaft sie zeigen, den eingeschlagenen Reformprozess zu unterstützen", schrieb Hörmann. Seehofer hat sich seit seinem Amtsantritt noch gar nicht zum Spitzensport geäußert.
(F. Burkhard--BTZ)