Missbrauchsskandal im US-Turnen: Sportlerin verklagt Trainer und Verband
Im Missbrauchsskandal um den früheren Teamarzt Larry Nassar hat die US-amerikanische Kunstturnerin Sabrina Vega Klage gegen die Startrainer Bela und Martha Karolyi eingereicht. Der Vorwurf: Die langjährigen Teamchefs hätten sie nicht vor Nassar geschützt. Zudem verklagte Vega auch Nassar, den US-amerikanischen Verband und das US-amerikanische Olympische Komitee (USOC).
"USA Gymnastics, das USOC und die Karolyis haben es versäumt, mich und die anderen Athleten in ihrer Obhut zu schützen", sagte Vega, Mitglied des Weltmeister-Teams von 2011, in einer Erklärung: "Und ich glaube, dass sie zur Rechenschaft gezogen werden sollten." Sie habe mit den Auswirkungen der wiederholten Misshandlungen zu kämpfen.
Laut Vegas Aussage habe sie Nassar hunderte Male belästigt, beim ersten Mal sei sie zwölf Jahre alt gewesen. Einige der Misshandlungen hätten auf der abgelegenen Texas-Ranch der Karolyis stattgefunden, die vom US-Verband als Elite-Trainingszentrum für National- und Olympiateilnehmer anerkannt wurde. Vega fordert einen Schadensersatz von mehr als einer Million Dollar.
Mindestens 265 weibliche Athleten - darunter mehrere olympische Goldmedaillengewinner - haben zuletzt ausgesagt, dass sie von Nassar in einem Zeitraum von zwei Jahrzehnten unter dem Deckmantel der medizinischen Behandlung missbraucht wurden.
Der Skandal ist der größte in der olympischen Geschichte der USA. Athleten haben vor Gericht ausgesagt, dass Mädchen leichte Beute auf der Karolyi-Ranch außerhalb von Houston gewesen seien, auf die Eltern keinen Zutritt hatten, Nassar aber unbeaufsichtigten Zugang zu den Schlafräumen hatte.
Die Karolyis, die ihrerseits den US-Turnverband und das USOC wegen des im Zuge des Skandals geplatzten Verkaufs ihrer Trainingseinrichtungen an den Verband auf Schadensersatz verklagen, hatten zuletzt beteuert, nichts von den Übergriffen gewusst zu haben.
(A. Bogdanow--BTZ)