Frauentag: Frauen demonstrierten weltweit für mehr Gleichberechtigung
Frauen auf der ganzen Welt haben am Donnerstag für mehr Gleichberechtigung demonstriert. Allein in Spanien legten 5,9 Millionen Menschen anlässlich des Weltfrauentags für zwei Stunden die Arbeit nieder, wie die Gewerkschaften UGT und CCOO mitteilten. Im Nachbarland Frankreich kündigte Staatschef Emmanuel Macron drastische Maßnahmen zur Verbesserung der Lohngleichheit an. Auch in der Türkei gingen tausende Frauen auf die Straße.
In Madrid und Barcelona fuhren am Donnerstag U-Bahnen weniger regelmäßig als üblich. Landesweit fielen fast 300 Züge aus. Viele Radio- und Fernsehsendungen mussten ohne weibliche Moderatoren auskommen. Frauen, die Kranke oder Alte pflegen und deshalb nicht bei den Protesten mitmachen konnten, wollten Schürzen als symbolische Gesten an den Balkonen befestigen. Am Abend kamen in Barcelona nach Polizeiangaben rund 200.000 Menschen zu einer Demonstration zusammen.
Der Weltfrauentag diene dazu, eine Debatte anzustoßen, sagte der spanische Regierungschef Mariano Rajoy vor Mitgliedern seiner konservativen Partei. An der Bewegung beteiligten sich auch prominente Schauspielerinnen des Landes, darunter Penélope Cruz und Rossy de Palma.
Macron besuchte in Paris einen Vorzeigebetrieb in Sachen Gleichberechtigung. Künftig sollen in Frankreich die Namen von Firmen, die gegen die Gesetze für Lohngleichheit verstoßen, öffentlich bekanntgegeben werden, sagte er.
Nach Angaben des Weltwirtschaftsforums lag Frankreich in Sachen Lohngleichheit im vergangenen Jahr unter 144 Länder lediglich auf Platz 129. Regierungschef Edouard Philippe kündigte vor diesem Hintergrund schärfere Kontrollen und Sanktionen für Firmen an, die gegen die Gesetze verstoßen.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) forderte in einer Videobotschaft "gleiche Rechte für Frauen und neue Aufgaben für Männer". Zugleich kündigte Merkel an, dass das künftige Kabinett der großen Koalition von Union und SPD eine "interessante Mischung aus Männern und Frauen" sein werde.
Aktionen und Kundgebungen gab es auch in weiteren Ländern. In Mossul - die irakische Stadt war bis Juli in der Hand der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) - liefen den Organisatoren zufolge etwa 300 Frauen auf einer Strecke von 900 Metern einen symbolischen "Marathon". Ziel sei es gewesen, "der Frau ihren Platz zurückzugeben", sagte Organisatorin Fatima Chalaf.
Das Ägyptische Museum in Kairo stellte Kunstwerke aus, welche die wichtige Rolle von Frauen in der Pharaonenzeit veranschaulichen sollten. In den USA veröffentlichte die Zeitung "New York Times" 15 Nachrufe auf Frauen, deren Tod sich zuvor nicht in der Zeitung widergespiegelt hatte. Darunter waren Schriftstellerinnen und Fotografinnen. Tausende Frauen gingen in der türkischen Metropole Istanbul auf die Straße. Proteste gab es auch in der Hauptstadt Ankara und der kurdisch dominierten Stadt Diyarbakir.
In Moskau folgten etwa zehn Aktivisten einem Aufruf der Menschenrechtsorganisation Amnesty International und demonstrierten vor dem russischen Parlament. Der Protest richtete sich gegen angebliche sexuelle Übergriffe, die ein Abgeordneter Medienberichten zufolge verübt haben soll. In Italien waren die U-Bahn und Busse in der Hauptstadt Rom von Streiks betroffen. Zudem fielen Züge und mehrere Inlandsflüge aus.
(K. Berger--BTZ)