Atommüllendlager Schacht Konrad wird viereinhalb Jahre später fertig
Die Bauarbeiten am geplanten Atommüllendlager in der niedersächsischen Schachtanlage Konrad verzögern sich um etwa viereinhalb Jahre. Das teilte die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) am Donnerstag in Salzgitter unter Verweis auf ein externes Gutachten des TÜV Rheinland mit. Erst im ersten Halbjahr 2027 ist demnach mit einer Fertigstellung des Endlagers zu rechnen.
Nach Angaben der noch im Aufbau befindlichen bundeseigenen Gesellschaft hatte sie das Gutachten im September 2017 auf Bitten des Bundesumweltministeriums in Auftrag gegeben, um Klarheit über den Stand des Projekts zu erhalten. Einen definitiven Zeitplan für ein Ende der komplexen Bau- und Genehmigungsprozesse gab es bislang zwar nicht, wohl aber Prognosen. Zuletzt war dabei von 2022 ausgegangen worden.
Schacht Konrad ist das bislang einzige bereits genehmigte Atommüllendlager in Deutschland. Die frühere Eisenerzmine bei Salzgitter soll schwach- und mittelradioaktive Abfälle aufnehmen. Die Verantwortung dafür teilten sich bisher das Bundesamt für Strahlenschutz und die Deutsche Gesellschaft zum Bau und Betrieb von Endlagern für Abfallstoffe (DBE), ein mehrheitlich im Besitz von Energiefirmen befindliches Unternehmen. Die BGE übernimmt derzeit deren Aufgaben.
Zur Begründung verwies die Gesellschaft unter anderem auf strittige Bauverträge, die teilweise eine Neuausschreibung erforderlich machten, sowie zeitliche Ungewissheiten bei den atomrechtlichen Vorprüfverfahren und der Vergabe weiterer zeitrelevanter Bauverträge. Es bestehe laut Gutachten aber zugleich aber noch die Möglichkeit für eine Beschleunigung der Arbeiten durch eine bessere Organisation der Abläufe.
Die Reaktionen auf die Ankündigung der Verzögerung fielen unterschiedlich aus. Die Antiatom- und Umweltorganisationen Ausgestrahlt und BUND forderten am Donnerstag, den Bau des Endlagers zu stoppen. Auch die Linke im Bundestag sprach sich für einen Neustart inklusive neuer Standortsuche aus.
Dagegen sprach die Grünen-Atomexpertin Sylvia Kotting-Uhl von einem "ersten Zeichen", dass die parteiübergreifend im Bundestag beschlossene Neuorganisation der Zuständigkeiten für die deutschen Endlager bei der BGE zu mehr Transparenz und effizienteren Strukturen führe. Damit seien jetzt auch "klarere und belastbare Prognosen möglich", erklärte sie.
(I. Johansson--BTZ)