Niger entscheidet in Stichwahl über neuen Präsidenten
Ungeachtet der in Teilen des Landes herrschenden Unsicherheit ist im westafrikanischen Niger am Sonntag die Stichwahl zur Wahl des neuen Präsidenten abgehalten worden. Amtsinhaber Mahamadou Issoufou trat nach zwei Mandaten verfassungsgemäß nicht mehr an. Das nach Angaben der Vereinten Nationen ärmste Land der Welt leidet unter der Gewalt islamistischer Gruppen aus den Nachbarländern Mali und Nigeria.
Erstmals seit der Unabhängigkeit des Sahel-Staates von Frankreich 1960 soll ein Machtwechsel zwischen zwei Staatschefs gelingen, die aus demokratischen Wahlen hervorgingen. Die besten Chancen hat Issoufous enger Vertrauter Mohamed Bazoum. Er erhielt im ersten Durchgang Ende Dezember 39 Prozent der Stimmen. Der 60-jährige ehemalige Innenminister sicherte sich für die Stichwahl die Unterstützung der dritt- und viertplatzierten Kandidaten.
Sein Stichwahl-Kontrahent Mahamane Ousmane kam nur auf etwa 17 Prozent. Der 71-jährige war bereits 1993 zum Präsidenten gewählt worden, 1996 jedoch durch einen Putsch gestürzt worden.
"Es ist mein Recht und meine Pflicht als Nigrer, den nächsten Präsidenten zu wählen", sagte der 29-jährige Student Idrissa Gado in der Hauptstadt Niamey. Der nächste Präsident müsse "gegen die Rebellen vorgehen", das sei die größte Sorge des Niger, sagte er bei der Abgabe seines Stimmzettels. Die Wahllokale sollten um 20.00 Uhr MEZ schließen.
"Tausende Soldaten" waren am Sonntag im Einsatz, um einen sicheren Verlauf des Urnengangs zu garantieren, "vor allem in den Gebieten mit hoher Unsicherheit", wie ein ranghoher Vertreter des Verteidigungsministeriums sagte.
Im Südwesten des Landes agieren Kämpfer, die mit der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) verbunden sind, im Südosten die radikalislamische Gruppierung Boko Haram. Wie die Nachbarländer Mali und Burkina Faso kämpft Niger zunehmend mit der islamistischen Gewalt. Hunderte Soldaten wurden getötet, hunderttausende Menschen mussten fliehen.
Der Sahel-Staat hat 22 Millionen Einwohner, von denen 7,4 Millionen zu dem Wahlgang aufgerufen sind. Die meisten Menschen sind zu jung zum Wählen. Mit durchschnittlich sieben Kindern pro Frau belegt das Land im Weltvergleich den Spitzenplatz. In Niger leben mehr als 40 Prozent der Bevölkerung nach Zahlen der Weltbank in extremer Armut.
(H. Müller--BTZ)