Ex-Regierungschef Berlusconi dominiert Wahlkampftreffen der rechten Parteien
Italiens Ex-Regierungschef Silvio Berlusconi hat bei einem Wahlkampftreffen seiner aus vier rechten Parteien bestehenden Koalition vor der Parlamentswahl seinen Führungsanspruch deutlich gemacht und Gerüchte über eine Spaltung des Bündnisses zurückgewiesen. "Wenn es keine Unterschiede zwischen uns gäbe, wären wir keine Koalition, wir wären eine Partei", sagte Berlusconi am Donnerstag bei dem einzigen gemeinsamen Wahlkampfauftritt der vier Parteiführer in Rom.
Das Bündnis aus Berlusconis Partei Forza Italia (FI), Matteo Salvinis rassistischer Lega, der rechtsextremen Partei Fratelli dItalia (FDI) von Giorgia Meloni und Raffaele Frittos Wir mit Italien (NCI) wird Umfragen zufolge bei der Wahl am Sonntag die meisten Stimmen bekommen. Der 81-jährige Berlusconi wurde von seinen Anhängern mit Applaus und "Silvio, Silvio"-Rufen empfangen.
Die rechten Parteiführer nutzten das Treffen, um die regierende Demokratische Partei (PD) sowie die populistische Fünf-Sterne-Bewegung schlecht zu machen. Berlusconi lehnte es ab, "überhaupt darüber nachzudenken" mit den Populisten von Luigi Di Maio zusammenzuarbeiten, die in Umfragen mit 28 Prozent der Stimmen an vierter Stelle liegt.
Doch auch innerhalb des Vier-Parteien-Bündnisses gibt es trotz aller Einigkeitsdemonstrationen am Donnerstag Streitigkeiten. FI und die Lega kämpfen jeweils darum, mehr Stimmen als die jeweils andere Partei zu bekommen, um innerhalb einer Koalition den Kandidaten für den Posten des Regierungschefs vorschlagen zu können.
Auch beim Thema Europa gibt es große Meinungsverschiedenheiten. Während Berlusconi einen moderaten, pro-europäischen Kurs vertritt, machen seine Bündnispartner gegen Brüssel mobil. "Manche Leute sagen mehr Europa, ich sage mehr Italien!", rief Salvini am Donnerstag.
Unterdessen stellte die Fünf-Sterne-Bewegung ihr 17-köpfiges Schattenkabinett vor und brach so mit einer italienischen Tradition. "Wir machen etwas, das noch nie zuvor gemacht wurde", sagte Spitzenkandidat di Maio bei der Veranstaltung in Rom. Jeder solle "diese Gruppe Menschen" persönlich kennenlernen können, fügte er hinzu.
Di Maios Kabinett besteht zum größten Teil aus Mitgliedern der Zivilgesellschaft - etwa die Politikprofessorin Emanuela del Re, die als Außenministerin vorgesehen ist. Elisabetta Trenta, Dozentin für Sicherheits- und Geheimdienstthemen, soll Verteidigungsministerin werden und Schwimm-Olympiasieger Domenico Fioravanti Sportminister.
(B. Semjonow--BTZ)