Russische Waffenruhe für Ost-Ghuta von Rebellen gebrochen
Die von Russland ausgerufene Waffenruhe für die syrische Rebellenenklave Ost-Ghuta ist gleich nach ihrem Beginn gebrochen worden. Die Regierungstruppen griffen die Region bei Damaskus am Dienstagvormittag mit Artillerie und Flugzeugen an, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitteilte. Staatsmedien berichteten von Angriffen der Rebellen. Die UNO bestätigte, dass die Gefechte trotz der Feuerpause weitergingen.
Seit 9.00 Uhr seien sechs Artilleriegeschosse abgefeuert, zwei Fassbomben abgeworfen und ein Luftangriff geflogen worden, erklärte die oppositionsnahe Beobachtungsstelle, die ihre Informationen von Ärzten und Aktivisten vor Ort bezieht. Dabei sei mindestens ein Zivilist getötet worden. Für Medien sind die Angaben der in Großbritannien ansässigen Organisation kaum zu überprüfen.
Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete ihrerseits, die Rebellen hätten einen neu eingerichteten "humanitären Korridor" bei Al-Rafidain beschossen, um Zivilisten an der Flucht zu hindern. Russland hatte am Montag eine fünfstündige Feuerpause sowie die Schaffung "humanitärer Korridore" für Ost-Ghuta verkündet, um den dort eingeschlossenen Zivilisten die Flucht zu ermöglichen.
Die "humanitäre Pause" soll demnach täglich von 9.00 bis 14.00 Uhr gelten. Über die Korridore sollen die rund 400.000 Einwohner die seit Jahren belagerte Enklave verlassen können. Die Regierungstruppen bombardieren die Region mit Unterstützung Russlands seit Wochen; allein vergangene Woche wurden dabei laut der Beobachtungsstelle mehr als 550 Zivilisten getötet.
Ein UN-Sprecher bestätigte die Verletzung der Feuerpause. "Die Kämpfe gehen heute morgen weiter. Dies ist, was unsere Berichte aus Ost-Ghuta besagen", sagte der Sprecher des UN-Büros für humanitäre Hilfe, Jens Laerke, in Genf. Gespräche über Hilfslieferungen für die eingeschlossenen Zivilisten oder die Bergung von Verletzten seien verfrüht.
Russlands Präsident Wladimir Putin hatte lediglich eine tägliche "humanitäre Pause" für Ost-Ghuta verkündet, obwohl Russland am Samstag im UN-Sicherheitsrat einer landesweiten 30-tägigen Waffenruhe zugestimmt hatte. Die entsprechende UN-Resolution war nach langen Verhandlungen gebilligt worden, doch entscheidende Fragen wie der genaue Beginn der Feuerpause blieben unklar.
(D. Fjodorow--BTZ)