Zehn Jahre Arabischer Frühling: Hunderte demonstrieren in Tunesien
Hunderte Menschen haben in Tunesien am zehnten Jahrestag des Beginns des Arabischen Frühlings für mehr Arbeit und bessere Arbeitsbedingungen demonstriert. "Arbeit ist ein Recht, ihr Diebe", skandierten die Demonstranten am Donnerstag in Sidi Bouzid, wo sich am 17. Dezember 2010 der junge Straßenverkäufer Mohamed Bouazizi aus Protest gegen Armut und Chancenlosigkeit selbst angezündet hatte. Sein Tod wurde zum Auslöser der Protestbewegung des Arabischen Frühlings.
Die Demonstranten versammelten sich um ein zu Ehren Bouazizis errichtetes Denkmal im Stadtzentrum. In Tunesien ist die Hoffnung angesichts ausbleibender sozialer Verbesserungen im Laufe der Jahre Enttäuschung und Ärger gewichen. "Wir haben euch den Weg zur Freiheit geebnet und ihr habt den Weg verlassen", war auf einem Transparent zu lesen.
Für Donnerstag war seitens der Regierung kein offizieller Termin in Sidi Bouzid angekündigt. Präsident Kais Saied hatte mitgeteilt, dass er wegen "dringender Verpflichtungen" nicht kommen könne.
Obwohl dem nordafrikanischen Land nach dem Sturz des langjährigen Machthabers Zine el-Abidine Ben Ali der Übergang zur Demokratie gelang, fällt die Bilanz ernüchternd aus. Bis heute leidet Tunesien unter politischer Instabilität, Vetternwirtschaft und einer noch immer düsteren wirtschaftlichen Lage mit hoher Arbeitslosigkeit.
Auch die mit dem Arabischen Frühling verbundenen Hoffnungen, dass in den Ländern des Nahen Ostens und Nordafrikas Demokratien mit einer starken Zivilgesellschaft entstehen könnten, haben sich weitgehend zerschlagen. Staaten wie Libyen oder Syrien versanken in Krieg und Chaos.
(L. Solowjow--BTZ)