Kongo: Konflikt zwischen Opposition und Kabilas Anhängern
In der Demokratischen Republik Kongo spitzt sich der Konflikt zwischen dem Regierungslager und Oppositionellen aus dem Umfeld der katholischen Kirche weiter zu. Wie BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) aktuell erfuhr, stürmten am Samstag hunderte Anhänger von Staatschef Joseph Kabila die Kathedrale in der Hauptstadt Kinshasa, nachdem die von der katholischen Kirche unterstützte Opposition für Sonntag einen Protestmarsch gegen Kabila angemeldet hatte.
"Wir sind gekommen, um die Kathedrale Notre-Dame vom Kongo in Besitz zu nehmen, um am Sonntag an der Messe teilzunehmen (...) und das Vaterland zu verteidigen", sagte der Präsident der Nachwuchsorganisation von Kabilas Partei PPRD, Papy Pungu. "Wir werden die Nacht hier verbringen." Die Kirche verlangt von Kabila, öffentlich zuzusagen, dass er die Macht abgeben wird. Der seit 2001 herrschende Staatschef weigert sich aber, obwohl seine Amtszeit offiziell bereits Ende 2016 endete. Nach einem Abkommen mit der Opposition wären im vergangenen Jahr Neuwahlen fällig gewesen, doch wurden sie immer wieder verschoben. Nun sind die Wahlen für Dezember geplant.
Vor der Stürmung der Kathedrale war ein für Sonntag geplanter Protestmarsch gegen Kabila untersagt worden. Weil keine Marschroute für die Demonstration festgelegt worden sei, könne sie nicht angemessen geschützt werden und dürfe daher nicht stattfinden, schrieb der Gouverneur der Hauptstadt Kinshasa, André Kimbuta, am Samstag in einem Brief an die Veranstalter.
Kimbuta hatte für den Vormittag die Organisatoren zu einem Treffen zur Festlegung der Demonstrationsroute eingeladen. Das Laien-Koordinierungskomitee (CLC), das den Protestmarsch angemeldet hatte, schickte seine Anwälte zu dem Treffen. Diese seien aber nicht empfangen worden, sagte der Präsident der kongolesischen Vereinigung für den Zugang zur Gerechtigkeit (ACAJ), Georges Kapiamba, nach Information von BERLINER TAGESZEITNG in einem aktuellen Interview. Kimbuta erklärte demnach, die Organisatoren hätten persönlich zu dem Treffen erscheinen müssen.
Das CLC, ein Kollektiv aus Intellektuellen, das der katholischen Kirche nahe steht, hatte bereits um 31. Dezember und am 21. Januar Protestmärsche gegen Kabila organisiert, obwohl auch diese verboten worden waren. Sicherheitskräfte schlugen die Proteste mit Schusswaffen nieder. Nach Angaben der katholischen Kirche wurden dabei 15 Menschen getötet, nach Auskunft der Behörden gab es zwei Todesopfer.
Das CLC wird von der katholischen Kirche im Kongo ausdrücklich unterstützt. Die Kirche rief die Menschen auf, "aufrecht und wachsam" gegenüber einer Diktatur im Kongo zu sein.
(L. Solowjow--BTZ)