WFP-Chef warnt bei Verleihung von Friedensnobelpreis vor "Hungerpandemie"
Der Chef des UN-Welternährungsprogramms (WFP), David Beasley, hat bei der Entgegennahme des diesjährigen Friedensnobelpreises vor einer "Hungerpandemie" gewarnt. Wenn die 270 Millionen derzeit vom Hungertod bedrohten Menschen vernachlässigt würden, "werden wir eine Hungerpandemie auslösen, die die Auswirkungen von Covid in den Schatten stellen wird", sagte Beasley bei der virtuellen Zeremonie am Donnerstag in Rom. "Kriege, Klimawandel und der verbreitete Einsatz von Hunger als politischer und militärischer Waffe" verschärften das Problem "exponentiell".
Das WFP hatte in den vergangenen Wochen vor drohenden Hungersnöten in Burkina Faso, im Südsudan, im Nordosten Nigerias und im Jemen gewarnt. Beasley kritisierte bei seiner Dankesrede aus dem WFP-Hauptquartier in Rom, das Vermögen auf der Welt sei selbst während der Corona-Pandemie binnen 90 Tagen um 2,7 Billionen Dollar gewachsen. "Wir brauchen nur fünf Milliarden Dollar, um 30 Millionen Menschenleben vor dem Hungertod zu retten", sagte er.
Der Nobelpreis sei mehr als ein Dankeschön. "Er ist ein Aufruf zum Handeln", sagte Beasley. Die Hungersnot stehe vor der Türe der Menschheit und "Nahrung ist der Weg zum Frieden".
Die 1961 gegründete UN-Organisation WFP versorgte im Jahr 2019 fast hundert Millionen Menschen auf allen Kontinenten mit Nahrungsmitteln. Für ihre Bemühungen, "den Einsatz von Hunger als Waffe in Kriegen und Konflikten zu verhindern", erhielt sie den Friedensnobelpreis 2020.
Angesichts der wachsenden nationalistischen Tendenzen weltweit stehe das WFP "genau für die Art internationaler Kooperation, die die Welt heute dringend braucht", sagte die Vorsitzende des Nobel-Komitees, Berit Reiss-Andersen, bei der Preisverleihung am Donnerstag in Oslo. Wegen der Corona-Pandemie wurden die goldene Medaille und die zugehörige Urkunde per Diplomatenpost zum WFP-Hauptquartier in Rom geschickt.
(F. Burkhard--BTZ)