Erste Wahl in Kaschmir seit Verlust von Teil-Autonomie
Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat am Samstag im indischen Teil der Unruheregion Kaschmir die erste Wahl seit dem Verlust seiner Teil-Autonomie stattgefunden. Die Wahlberechtigten können an insgesamt acht Tagen bis Mitte Dezember ihre Stimme abgeben. Die Wahllokale werden von Sicherheitskräften bewacht, da die Behörden Anschläge von Rebellengruppen befürchten.
Beobachter rechnen angesichts des Sicherheitsrisikos, der Corona-Pandemie und des Schnees, der große Teile der Himalaya-Region bedeckt, mit einer niedrigen Wahlbeteiligung. Die zu wählenden Gemeinderäte haben zudem nur wenig Macht. Mehrere Parteien nutzten die Wahl allerdings, um sich zusammenzuschließen und für eine Wiederherstellung der Teil-Autonomie zu kämpfen.
Das Bündnis beschuldigte die indische Regierung, ihre Kandidaten zu benachteiligen und die Kandidaten der in Neu Delhi regierenden Bharatiya-Janata-Partei (BJP) zu bevorteilen. Die örtliche Wahlkommission wies die Vorwürfe zurück.
Der indische Teil von Kaschmir steht unter strenger Bewachung, seit die indische Regierung im August 2019 den halbautonomen Status der Region aufhob. Dennoch kommt es immer wieder zu Anschlägen von Rebellengruppen. Mitte November kamen bei Grenzkonflikten zwischen indischen und pakistanischen Streitkräften 13 Menschen ums Leben.
Die Bergregion Kaschmir ist seit der Unabhängigkeit Britisch-Indiens und einem Krieg zwischen Indien und Pakistan 1947 geteilt. Die Region wird aber bis heute sowohl von Indien als auch von Pakistan vollständig beansprucht. Seit 1989 kämpfen mehrere Rebellengruppen teils für die Unabhängigkeit der Region, mehr Autonomie oder ihren Anschluss an Pakistan.
(L. Andersson--BTZ)