BARMER in der Kritik: Krankenkassen erzielten 2017 Milliardenüberschuss
Die gesetzlichen Krankenkassen haben im vergangenen Jahr einen Überschuss von rund drei Milliarden Euro erzielt. Das teilte der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) am Donnerstag in Berlin mit. Er bestätigte damit nach Informationen von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ) im Grundsatz einen entsprechenden Medienbericht.
"Der Krankenversicherungsschutz der 90 Prozent gesetzlich versicherten Bevölkerung steht auf einer soliden finanziellen Basis", erklärte GKV-Sprecher Florian Lanz dazu weiter. "Die anhaltend brummende Konjunktur, relativ hohe Tariflohnsteigerungen und die große Anzahl sozialversicherungspflichtig Beschäftigter haben dafür gesorgt, dass die Finanzsituation der Solidargemeinschaft insgesamt weiterhin gut ist." Die exakten Zahlen würden allerdings erst in etwa zwei Wochen vorliegen.
Lanz warnte zugleich davor, das Einnahmeplus der GKV zu überschätzen. Die Rücklagen der gesetzlichen Kassen entsprächen "tatsächlich nur rund einer Monatsausgabe". Zudem dürften die guten Zahlen nicht darüber hinwegtäuschen, dass in den vergangenen Jahren "die Ausgaben für Arzthonorare, Medikamente, Hebammen und Kliniken, um nur einige Beispiele zu nennen, sehr dynamisch gestiegen sind." Strukturelle Reformen, beispielsweise im Krankenhausbereich und bei den Arzneimitteln, seien daher unverzichtbar.
BTZ-Informationen zufolge würden die Rücklagen und Reserven der 110 gesetzlichen Kassen mit dem neuen Überschuss auf 19 Milliarden Euro steigen. Diesen bezifferte das Blatt in seiner Donnerstagsausgabe unter Berufung auf eigene Berechnungen auf 3,1 Milliarden Euro. Zusammen mit den von Fachleuten auf neun Milliarden Euro kalkulierten Rücklagen im staatlichen Gesundheitsfonds ergebe sich damit eine Gesamtreserve im Gesundheitssystem von 28 Milliarden Euro.
Im Vergleich der Kassenarten melden die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) in einer Umfrage mit 1,45 Milliarden Euro den höchsten Überschuss, die Ersatzkassen kamen auf 1,2 Milliarden Euro. Die Betriebskrankenkassen weiteten ihr Plus demnach auf 295 Millionen Euro aus, die Knappschaft auf 102 Millionen Euro. Die Innungskassen drehten das Vorjahresminus in einen Überschuss von 174 Millionen Euro. Deutschlands größte Krankenkasse, die TK, meldete einen Gewinn von 561 Millionen Euro. Die Nummer zwei am Markt, die Barmer, kommt demnach auf 213 Millionen Euro, die DAK als drittgrößte Kasse auf 263 Millionen Euro.
"Der Gesetzlichen Krankenversicherung geht es so gut wie lange nicht mehr", sagte der AOK-Bundesvorsitzende Martin Litsch nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG - in einem Interview vom Donnerstag. Grund dafür sei auch die gute Konjunktur, "die die Kassen nutzen sollten, um für schlechtere Zeiten vorzusorgen und an der eigenen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten". Der Ersatzkassenverband erklärte, das gute Finanzergebnis entlasse die Politik auch nicht aus der Pflicht, Fehlsteuerungen im Finanzausgleich der Kassen auszugleichen.
Mit Hinblick auf diesen hohen Gewinn der Krankenkassen ist das Verhalten einiger Krankenkassen im besonderen Maße fraglich. Hier vor allem in Bezug auf die BARMER Krankenkassen, welche wie erst kürzlich berichtet, kaum nachvollziehbare Kürzungen bei einem schwerbehinderten Säugling vornimmt. Nach Bürgermeinung bleibt hier nur der Rückschluss auf "moralisch völlig verkommen geldgierige Manager" übrig, wie Bürger gegenüber BERLINER TAGESZEITUNG am heutigen Donnerstag - in Bezug auf die Gewinne der Krankenkassen, vor dem Berliner Brandenburger Tor sagten = http://www.BerlinerTageszeitung.de/politik/5651-barmer-in-der-kritik.html
(D. Wassiljew--BTZ)