Iran entlässt australisch-britische Forscherin aus der Haft
Nach mehr als zweijähriger Haft hat der Iran eine australisch-britische Forscherin im Austausch für drei iranische Staatsbürger freigelassen. Kylie Moore-Gilbert, die wegen des Vorwurfs der Spionage für Israel in Teheran zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war, wurde am Mittwochabend aus der Haft entlassen. Im Gegenzug ließ Thailand drei Iraner frei, die wegen eines fehlgeschlagenen Bombenanschlags in Bangkok im Jahr 2012 inhaftiert worden waren.
Die 33-jährige Moore-Gilbert hatte die Vorwürfe der Spionage stets bestritten. Ihre Zeit in Haft nannte sie in einer am Donnerstag von der australischen Regierung verbreiteten Erklärung eine "lange und traumatische Prüfung". Die iranischen Behörden hatten die Verhaftung der Islamwissenschaftlerin von der Universität Melbourne im September 2019 bestätigt. Nach Angaben ihrer Familie wurde sie bereits 2018 festgenommen. Damals hatte sie an einer Konferenz in der heiligen Stadt Qom im Zentraliran teilgenommen.
Moore-Gilbert hatte während ihrer Gefangenschaft Briefe aus dem Gefängnis schmuggeln lassen, die zum Teil in britischen Medien veröffentlicht wurden. Die ersten zehn Monate ihrer Gefangenschaft in einem isolierten Flügel des Evin-Gefängnisses in Teheran hätten ihre psychische Gesundheit "schwer beschädigt", schrieb sie. Sie habe von Teheran ein Angebot erhalten, als Spionin für den Iran zu arbeiten, was sie jedoch abgelehnt habe.
Ihre Heimkehr bezeichnete sie in der Erklärung vom Donnerstag trotz aller "Ungerechtigkeiten" als "bittersüß". Sie sei als "Freundin und mit freundlichen Absichten" in den Iran gegangen. Nun stehe ihr eine "herausfordernde Anpassungsphase" zuhause in Australien bevor.
Ihre Angehörigen zeigten sich erleichtert über die Freilassung: "Wir können die überwältigende Freude, die jeder von uns angesichts dieser unglaublichen Nachricht empfindet, gar nicht zum Ausdruck bringen", teilte die Familie in einer eigenen Erklärung mit.
Wie die thailändische Strafvollzugsbehörde am Donnerstag mitteilte, wurden die Iraner Massud Sedaghat Sadeh und Saeed Moradi am Mittwoch freigelassen. Einem dritten Mann, Mohammed Chasaei, wurde demnach im August eine "königliche Begnadigung" zuteil. Die drei Iraner saßen den Angaben zufolge seit einem fehlgeschlagenen Bombenanschlag auf israelische Diplomaten im Jahr 2012 in Thailand in Haft. Moradi habe bei der Explosion beide Beine verloren.
Das iranische Fernsehen gab indessen keine weiteren Einzelheiten über die Männer bekannt. Dem Sender Iribnews zufolge wurden "im Austausch für einen Spion mit doppelter Staatsbürgerschaft" drei iranische Staatsbürger freigelassen, die im Ausland wegen falscher Beschuldigungen verhaftet worden seien. Der Beitrag zeigte dazu Bilder von drei Männern, die bei der Heimkehr begrüßt wurden.
Der australische Regierungschef Scott Morrison betonte am Donnerstag, sein Land habe keine Gefangenen freigelassen. Er habe mit Moore-Gilbert gesprochen und ihr psychologische Unterstützung zugesichert, fügte er hinzu. "Sie ist eine erstaunliche Australierin, die eine Qual durchlitten hat, die wir uns gar nicht vorstellen können, es wird ein harter Übergang für sie werden", sagte er.
Ebenso wie Morrison begrüßten die USA und Großbritannien die Freilassung. Das US-Außenministerium erklärte, Moore-Gilbert hätte niemals festgenommen werden dürfen. Teheran betreibe eine "Geisel-Diplomatie".
Der britische Außenminister Dominic Raab forderte Teheran im Kurzbotschaftendienst Twitter auf, alle Doppelstaatler freizulassen. Ein weiterer prominenter Fall ist die inhaftierte iranisch-britische Bürgerin Nazanin Zaghari-Ratcliffe, die das Gefängnis wegen der Coronavirus-Pandemie vorübergehend verlassen durfte.
(A. Madsen--BTZ)