Tausende Gläubige nehmen Abschied von serbisch-orthodoxem Patriarchen Irinej
In Serbien haben tausende Gläubige Abschied vom an Covid-19 gestorbenen Patriarchen Irinej genommen. Die Beerdigungszeremonie für das geistliche Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche fand am Sonntag im Dom des Heiligen Sava in Belgrad statt, in dessen Gruft Irinej bestattet werden soll. Um einer Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus vorzubeugen, war es den Teilnehmern des Gottesdienstes im Dom untersagt, sich dem aufgebahrten Sarg des Patriarchen zu nähern.
Zusätzlich hatte die Kirche zwei Leinwände vor dem Dom aufgestellt, um weiteren Menschen eine Teilnahme an der Trauerfeier zu ermöglichen. Die Corona-Infektionszahlen in Serbien steigen derzeit stark an. Die Kirche hatte deshalb angekündigt, sich strikt an die Corona-Maßnahmen halten zu wollen.
Dies ignorierten jedoch mehrere Trauergäste. Vor dem Coronavirus habe er keine Angst, sagte etwa der 32-jährige Mladen Tosic, der seine Maske unter dem Kinn trug. "Der Glaube ist stärker als alles andere", fügte er hinzu.
Bereits am Samstag hatten zahlreiche Menschen die Kathedrale des Heiligen Michael in der serbischen Hauptstadt besucht, in der Irinej zuerst aufgebahrt war. Viele von ihnen küssten die Plexiglasscheibe über dem Sarg und nahmen die Kommunion traditionell vom selben Löffel entgegen.
Der Tod des Patriarchen durch Covid-19 am vergangenen Freitag hat die serbisch-orthodoxe Kirche in eine Führungskrise gestürzt. Erst Ende Oktober war die Nummer zwei in der Kirchen-Hierarchie, der montegrinische Bischof Amfilohije, an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben.
Seinen letzten öffentlichen Auftritt hatte der 90-jährige Irinej am 1. November bei der Beerdigung Amfilohijes in Podgorica. Wie die meisten anderen Teilnehmer der Beerdigung trug auch Irinej zu dem Anlass mit tausenden Teilnehmern keine Maske. Drei Tage später wurde Irinej positiv auf das Coronavirus getestet.
Nach Irinejs Tod ordnete die serbische Regierung eine dreitägige Staatstrauer an. Die Wahl des neuen Patriarchen soll im Laufe der nächsten drei Monate erfolgen. Bis dahin übernimmt der Bischof von Sarajevo, Hrisostom, die Verwaltung der Kirche.
Die serbisch-orthodoxe Kirche hat zwölf Millionen Mitglieder, die meisten von ihnen in Serbien. Irinej galt als enger Verbündeter des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic, der ebenfalls an der Beerdigungszeremonie teilnahm.
(A. Bogdanow--BTZ)