Zweite Runde der Präsidentschaftswahl in Moldau
In der Republik Moldau haben die Wähler am Sonntag in einer Stichwahl über ihr neues Staatsoberhaupt abgestimmt. Die erste Runde der Präsidentschaftswahl vor zwei Wochen hatte überraschend die pro-europäische Ex-Regierungschefin Maia Sandu mit gut 36 Prozent der Stimmen gewonnen. Die 48-jährige Ökonomin trat nun gegen den pro-russischen Amtsinhaber Igor Dodon an, der in der ersten Runde auf gut 32 Prozent kam.
Erwartet wurde ein sehr enges Rennen, in den Umfragen lagen Sandu und Dodon Kopf an Kopf. In den Umfragen vor der ersten Wahlrunde hatte der 45-jährige Dodon noch in Führung gelegen. Erste Ergebnise wurden am späten Abend erwartet.
Dodon ist seit 2016 im Amt. Er gilt als Verbündeter Moskaus. Der russische Präsident Wladimir Putin hatte vor der Wahl die Hoffnung geäußert, dass Dodon im Amt bleibt. Dieser hatte im Wahlkampf weiterhin enge Beziehungen zum "strategischen Partner" Moskau in Aussicht gestellt und dafür plädiert, Russisch zum Pflichtfach in den Schulen zu machen.
Sandu war von Juni bis November 2019 Ministerpräsidentin, bevor ihre Regierung gestürzt wurde. Sie steht für einen EU-freundlichen Kurs. Die moderat konservative Politikerin arbeitete früher für die Weltbank. Bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren hatte sich Dodon in der Stichwahl gegen Sandu durchgesetzt.
Die als Kämpferin gegen die Korruption angetretene Sandu forderte die Wähler am Sonntag auf, mit ihrer Stimme "diejenigen zu bestrafen, die euch bestohlen haben". Gegen Dodon hat es schon mehrfach Korruptionsvorwürfe gegeben. Sandu rief zudem dazu, wegen möglichen Wahlbetrugs "äußerst wachsam" zu sein.
Dodon forderte seine Landsleute auf, für "den Frieden", soziale Gerechtigkeit, christliche Werte und gute Beziehungen zur EU und zu Russland zu stimmen.
Ihren Überraschungserfolg in der ersten Runde hatte Sandu vor allem Wählern zu verdanken, die im Ausland abgestimmt hatten - die emigrierten Moldauer votierten mit großer Mehrheit für die 48-Jährige. Nach Einschätzung von Beobachtern könnten sie auch in der zweiten Wahlrunde den Ausschlag geben.
Fast eine Million Bürger sind seit der Unabhängigkeit der Republik Moldau von der Sowjetunion im Jahr 1991 ausgewandert. Ihre Geldsendungen an die Familien im Heimatland machen 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) des verarmten Landes aus.
Die ehemalige Sowjetrepublik mit ihren 3,5 Millionen Einwohnern hat in den vergangenen Jahren mehrere politische Krisen durchlebt. Das Land ist gespalten zwischen Anhängern Europas und jenen, die an engen Beziehungen zu Russland festhalten wollen. Moldau ist zudem eines der ärmsten Länder Europas.
Vergangene Wahlen in Moldau waren von Betrugsvorwürfen überschattet gewesen. Auch diesmal hatten viele Bürger die Sorge geäußert, dass es Manipulationen geben könnte.
(A. Lefebvre--BTZ)