SiKo: Israel und Iran tragen Streit auf der Münchner Bühne aus
Die Münchner Sicherheitskonferenz ist zum Schauplatz eines offenen Streits zwischen Israel und dem Iran geworden. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte dem Iran unverhohlen mit einem Angriff, wenn die Sicherheit seines Landes dies erfordere. "Stellen Sie nicht Israels Entschlossenheit auf die Probe", warnte Netanjahu am Sonntag in München. Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif warf Netanjahu in seiner Erwiderung Kriegstreiberei vor.
Israels Ministerpräsident hob den Selbstbehauptungswillen seines Landes hervor: "Israel wird es dem Regime im Iran niemals gestatten, eine Schlinge des Terrors um unseren Hals zu legen." Seine Warnung illustrierte Netanjahu mit einem Requisit: Auf dem Rednerpult in München hielt er ein Metallteil in die Höhe, das nach seinen Worten Teil einer Drohne war, die in den israelischen Luftraum eingedrungen war. Netanjahu wandte sich dabei direkt an Irans Außenminister Sarif, der im Publikum saß. "Herr Sarif, erkennen Sie das?", fragte Netanjahu. "Sie sollten - es gehört Ihnen." Irans Außenminister zeigte sich davon unbeeindruckt: Sarif charakterisierte Netanjahus Auftritt als "komödiantischen Zirkus, der keiner Antwort würdig" sei.
Die israelische Regierung ist besorgt wegen des wachsenden Einflusses seines Erzfeinds Iran in den Nachbarländern Syrien und Libanon. Eine iranische Präsenz gleich hinter den Landesgrenzen betrachtet sie als akute Bedrohung.
Israel werde es nicht zulassen, dass der Iran eine "dauerhafte militärische Präsenz in Syrien" aufbaut, sagte Netanjahu. Israel werde "wenn nötig" nicht nur die "Stellvertreter" des Iran bekämpfen, sondern "auch den Iran selbst angreifen". Dies sei seine "Botschaft an die Tyrannen von Teheran", sagte Netanjahu.
Israel trägt die Rivalität mit dem Iran inzwischen auch militärisch im Bürgerkriegsland Syrien aus. Am vorangegangenen Wochenende flog es eine Serie von Angriffen in Syrien und nahm dabei nach eigenen Angaben syrische und iranische Stellungen ins Visier. Auslöser der Luftangriffe war demnach eine iranische Drohne, die von Syrien aus eingedrungen sei. Ein israelischer Kampfjet wurde über Syrien beschossen und stürzte auf israelischem Territorium ab.
In seiner Erwiderung bemühte sich Irans Außenminister Sarif, Netanjahus Drohungen ins Leere laufen zu lassen. Nicht der Iran trete in der Region als Aggressor auf, sondern Israel setze auf "Aggression als Politik seinen Nachbarn gegenüber", sagte Sarif. Der Iran strebe keinesfalls die regionale Hegemonie an und beschränke seine außenpolitischen Interessen auf die Golfregion.
Sarif bezeichnete Israel als Aggressor, der sich als Opfer stilisiere. Auf Israels Konto gingen "massenhafte Repressionen gegen seine Nachbarn, tägliche Übergriffe in Syrien und Libanon, beinahe schon Routine-Bombardierungen in Syrien", sagte Sarif. "Und wenn die Syrer mal den Mumm haben, einen seiner Kampfjets abzuschießen, dann wird das gleich als Katastrophe hingestellt."
Netanjahu bezog in seine Kritik auch das iranische Atomprogramm ein. Trotz des internationalen Atomabkommens zu dessen Beschränkung sei der Iran "noch eine große Gefahr", warnte er. Teheran arbeite weiter an der Entwicklung ballistischer Raketen. "Sobald dem Iran Atomwaffen zur Verfügung stehen, kann seine Aggression nicht mehr kontrolliert werden", sagte Netanjahu. Der "Countdown" habe schon "begonnen".
(O. Larsen--BTZ)