Oxfam will Skandal um sexuelle Ausbeutung mit Aktionsplan aufarbeiten
Die britische Hilfsorganisation Oxfam will den Skandal um sexuelle Ausbeutung durch eigene Mitarbeiter mit einem Aktionsplan aufarbeiten. Die Affäre sei "ein Makel für Oxfam, der uns noch jahrelang beschämen wird", erklärte Oxfams geschäftsführende Direktorin Winnie Byanyima anlässlich der Vorstellung des Plans am Freitag. Die Organisation wird demnach eine unabhängige Untersuchungskommission einsetzen.
Der Aktionsplan ist eine Reaktion auf die Enthüllungen der vergangenen Woche. Neben Sexorgien mit Prostituierten in Haiti und dem Tschad soll es Fälle von Vergewaltigungen und versuchten Vergewaltigungen im Südsudan gegeben haben. "Aus tiefstem Herzen bitte ich um Vergebung", erklärte Oxfam-Direktorin Byanyima. Auch die deutsche Oxfam-Chefin Marion Lieser zeigte sich "betroffen und wütend". Die Untersuchungskommission soll den Angaben zufolge von einer "führenden Menschenrechtsexpertin" geleitet werden, deren Name in einigen Tagen bekannt gegeben werden soll. Das Team, das auch aus anderen Frauenrechtsexpertinnen bestehen soll, werde Zugang zu Oxfams Unterlagen bekommen und Mitarbeiter befragen können, hieß es.
Die Kommission werde ihre Arbeit voraussichtlich in etwas mehr als einem Monat aufnehmen und sechs Monate später einen Untersuchungsbericht veröffentlichen, sagte Lieser am Freitag in Berlin. Zu dem zehn Maßnahmen umfassenden Aktionsplan gehört auch, dass die Mittel für Schutzmaßnahmen auf eine Million Pfund (1,13 Millionen Euro) verdreifacht und die Anzahl der Mitarbeiter in diesem Bereich verdoppelt werden sollen.
Die international tätige Organisation müsse zudem sicherstellen, dass "jemand, der sich solch groben Fehlverhaltens schuldig gemacht hat", nicht von einer Organisation zur nächsten ziehen könnte, erklärte Byanyima. Oxfam hoffe auf eine positive Wirkung des Aktionsplans für den gesamten Sektor der Not- und Entwicklungshilfe, sagte Lieser. Der Plan sieht auch eine Zusammenarbeit mit anderen Organisationen vor, um "zu gewährleisten, dass Menschen sicher sind".
"Wir werden aktiv zu gemeinsamen Bemühungen internationaler Nichtregierungsorganisationen beitragen und diese unterstützen", erklärte Oxfam. Auch mit UN-Institutionen soll demnach zusammengearbeitet werden. Regierungen, Behörden und Frauenrechtsorganisationen wolle Oxfam ebenfalls einbeziehen, "um dringend benötigte Reformen durchzusetzen", kündigte Lieser an.
Unterstützer hatten sich in den vergangenen Tagen von Oxfam abgewandt; die britische Regierung sowie die EU-Kommission hatten gedroht, Mittel zu streichen. Lieser erklärte, infolge des Skandals auch in Deutschland mit größeren Spendenrückgängen zu rechnen. Lieser wies zugleich darauf hin, dass Oxfam bereits nach Bekanntwerden der Vorfälle in Haiti im Jahr 2011 Maßnahmen verschärft und eine interne Untersuchung eingeleitet habe. Auch jener Bericht solle nun "schnellstmöglich" veröffentlicht werden.
Die international tätige Entwicklungsorganisation mit Sitz in Großbritannien wird seit vergangener Woche von Skandalen erschüttert. Am Montag war Oxfam-Vizechefin Penny Lawrence zurückgetreten. Mittlerweile haben auch andere Hilfsorganisationen wie Ärzte ohne Grenzen bestätigt, dass es bei ihnen in der Vergangenheit zu Missbrauchsfällen gekommen sei.
(D. Fjodorow--BTZ)