Adams übergibt nach 35 Jahren an Sinn-Fein-Spitze Parteiführung an McDonald
Nach gut 35 Jahren an der Spitze der Sinn Fein hat Gerry Adams die Führung der irischen Partei an seine bisherige Stellvertreterin Mary Lou McDonald abgegeben. Die 48-Jährige wurde am Samstag bei einem Sonderparteitag in Dublin von den mehr als 2000 Delegierten per Handzeichen zur neuen Parteichefin gewählt. Gegenkandidaten gab es nicht.
Adams, der die nationalistische Sinn-Fein-Partei seit 1983 geleitet hatte, bekräftigte, dass er sich aus der Politik zurückziehe. Er werde sich weder um ein neues Mandat im irischen Parlament, noch um die Präsidentschaft in Irland bewerben, wie vielfach spekuliert worden war.
McDonald dankte ihrem "Mentor". Ohne ihn hätte es das Karfreitagsabkommen zur Beilegung des Nordirland-Konflikts nicht gegeben, betonte die neue Parteichefin und sicherte zu, sich weiter für eine Aussöhnung zwischen Katholiken und Protestanten einzusetzen. Außerdem wolle sie sich "für die einfachen Leute" stark machen und sich gegen eine Sparpolitik stellen.
McDonald machte den Regierungsanspruch ihrer Partei deutlich. "Unser Ziel ist es zu gewinnen, Wahlen zu gewinnen, unser politisches Gewicht zu erhöhen, unseren Anspruch, im Norden und im Süden in der Regierung zu sein, umzusetzen", sagte sie vor den Delegierten. Derzeit ist die Sinn Fein in Nordirland zweitstärkste und in Irland drittstärkste Kraft.
Die neue Sinn-Fein-Chefin will auch mit dem entschiedenen Widerstand ihrer Partei gegen den Brexit bei den Wählern punkten. "Irland wird nicht der Kollateralschaden der politischen Spielchen und Irrtümer der Londoner Konservativen sein", sagte McDonald mit Blick auf das Vorhaben der konservativen britischen Regierung, das Land aus der EU hinauszuführen.
Die nationalistische Sinn Fein galt lange als politischer Arm der katholischen Untergrundorganisation Irisch-Republikanischen Armee (IRA). Diese kämpfte jahrzehntelang gewaltsam gegen die britische Armee in Nordirland und für den Anschluss der britischen Provinz an die mehrheitlich katholische Republik Irland. 2005 schwor die IRA offiziell der Gewalt ab.
Der Nordirland-Konflikt, in dem mehr als 3000 Menschen getötet wurden, wurde im Jahr 1998 durch das sogenannte Karfreitagsabkommen beendet. Adams war daran maßgeblich beteiligt. Eine Vereinigung von Irland und Nordirland bleibt aber auch unter McDonald Ziel der Sinn-Fein-Partei.
(L. Solowjow--BTZ)