Südkoreas Präsident Moon trifft bei Olympia führende Vertreter Nordkoreas
Am Rande der Olympischen Winterspiele in Südkorea soll es eine weitere Annäherung zwischen den beiden seit Jahrzehnten verfeindeten koreanischen Staaten geben: Der südkoreanische Präsident Moon Jae In trifft am Samstag Nordkoreas protokollarisches Staatsoberhaupt Kim Yong Nam und die Schwester von Machthaber Kim Jong Un, wie das Präsidialamt in Seoul am Donnerstag mitteilte. US-Vizepräsident Mike Pence sagte unterdessen auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Yokota bei Tokio, Washington werde weiter "maximalen Druck" auf Nordkorea ausüben, um Pjöngjang zur Aufgabe seines Atomwaffenprogramms zu veranlassen.
Die beiden nordkoreanischen Vertreter werden nach Angaben der südkoreanischen Präsidentschaft anlässlich der am Freitag beginnenden Winterspiele in Pyeongchang nach Südkorea reisen. Moon werde sie am Samstag zum Mittagessen empfangen. Kim Yong Nam ist der ranghöchste nordkoreanische Politiker, der jemals nach Südkorea gereist ist. Dass auch Kim Jong Uns jüngere Schwester Kim Yo Jong der Delegation angehört, hatte Pjöngjang am Mittwoch angekündigt. Sie ist ein führendes Mitglied der nordkoreanischen Arbeiterpartei.
Die Athleten der beiden koreanischen Staaten werden bei der Eröffnungszeremonie am Freitag gemeinsam hinter der sogenannten Fahne der Vereinigung ins Stadion laufen - eine hellblaue Silhouette der Halbinsel auf weißem Grund. Nordkorea hatte erst vor wenigen Wochen seine Beteiligung an den Winterspielen bekannt gegeben. Schon die Teilnahme gilt als Zeichen der Entspannung im Verhältnis zwischen den beiden verfeindeten Staaten.
Pence sagte auf der Yokota Air Base, die USA seien in Bezug auf Nordkorea "bereit für alle Eventualitäten". Die "Gegner" müssten wissen, dass "alle Optionen auf dem Tisch" lägen. "Die es wagen, uns zu bedrohen, täten gut daran, die Fähigkeiten der US-Streitkräfte nicht zu unterschätzen." Der US-Vizepräsident nimmt am Freitag in Pyeongchang an der Eröffnungsfeier der Spiele teil, ebenso wie die nordkoreanische Delegation.
Zu den Teilnehmern gehört auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Er sagte bei einem von Moon gegebenen Mittagessen am Donnerstag, der Dialog mit Nordkorea könne nur erfolgreich geführt werden, wenn der "notwendige politische Druck aufrechterhalten" bleibe. Nordkorea erteilte unterdessen Spekulationen über ein mögliches Treffen mit US-Vertretern bei den Olympischen Winterspielen eine Absage. Es bestehe "nicht die geringste Absicht" dazu, zitierte die amtliche Nachrichtenagentur KCNA Cho Yong Sam, einen ranghohen Vertreter des nordkoreanischen Außenministeriums. "Wir werden keine sportlichen Festivitäten wie die Olympischen Winterspiele für politische Zwecke nutzen", sagte Cho weiter.
Pence schloss ein Treffen mit nordkoreanischen Vertretern erneut nicht aus. Vor seinem Abflug aus Japan sagte er, es könne eine informelle Begegnung oder ein Treffen geben. "Wir müssen abwarten und sehen, wie sich das genau entwickelt", fügte er hinzu. Am Mittwoch hatte Pence die bislang "härtesten und aggressivsten Sanktionen" seines Landes gegen Pjöngjang angekündigt.
In den vergangenen Monaten hatte sich der Konflikt um das nordkoreanische Atomprogramm verschärft. Die Führung in Pjöngjang verstieß mit Raketen- und Atomtests wiederholt gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats. Der UN-Sicherheitsrat verschärfte in mehreren Runden die Strafmaßnahmen gegen das abgeschottete Land. Dafür stimmte auch China, Nordkoreas engster Verbündeter.
Einen Tag vor Eröffnung der Olympischen Winterspiele hielt Nordkorea in der Hauptstadt Pjöngjang eine Militärparade ab. Anders als sonst fand im staatlichen Fernsehen keine Live-Übertragung statt.
Auf den Stunden später ausgestrahlten Bildern waren Regimenter von Soldaten im Stechschritt auf dem Kim-Il-Sung-Platz zu sehen. Sie wurden gefolgt von Lastwagen, Artillerie, Panzern und Raketen. Kim Jong Un nahm die Parade ab. In einer Rede vor der jubelnden Menge sagte er, Nordkorea habe sich vor der ganzen Welt als "Militärmacht der Weltklasse" präsentiert.
(C. Fournier--BTZ)