Papst empfängt Erdogan unter scharfen Sicherheitsvorkehrungen im Vatikan
Papst Franziskus hat den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan am Montag zu einem Gespräch im Vatikan empfangen. Es war der erste Vatikan-Besuch eines türkischen Staatschefs seit 59 Jahren. Allgemein erwartet wurde, dass der Papst dabei die Militäroffensive der Türkei gegen die Kurden im syrischen Afrin zur Sprache bringt. Erdogan dürfte dem Papst dafür danken, dass dieser die Entscheidung der USA zur Anerkennung Jerusalems als Israels Hauptstadt kritisiert hatte.
Erdogans Besuch fand unter massiven Sicherheitsvorkehrungen statt: Die italienischen Behörden verhängten ein 24-stündiges Demonstrationsverbot von Sonntag- bis Montagabend. Sie stellten rund 3500 Polizisten zur Sicherung des Besuchs ab. Bei Erdogans Eintreffen stand der Petersplatz unter starkem Polizeischutz.
Kurdenverbände in Italien hatten Erdogans Besuch scharf kritisiert. Die türkische Offensive sei "ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit", hieß es in einer Erklärung. Papst Franziskus ist ein ausdrückliche Befürworter des interreligiösen Dialogs. Im Jahr 2014 hatte er die Türkei besucht und dort auch Präsident Erdogan, der sich als frommer Muslim gibt, getroffen. Der Papst hatte damals vor anti-muslimischen Vorurteilen und einem Terror-Generalverdacht gegen den Islam gewarnt.
Im Juni 2016 handelte sich Franziskus scharfe Kritik aus der Türkei ein, als er bei einem Besuch in Armenien die Massaker an den Armeniern im Ersten Weltkrieg als Völkermord bezeichnete. Aus Sicht der Türkei, des Nachfolgestaats des Osmanischen Reichs, handelte es sich bei den Ereignissen in den Jahren 1915 bis 1917 um einen Bürgerkrieg zwischen Türken und Armeniern, in dem beide Seiten zahlreiche Opfer zu beklagen hatten.
Nach dem Treffen mit dem Papst wollte Erdogan seinen italienischen Kollegen Sergio Mattarella sowie Ministerpräsident Paolo Gentiloni treffen. Themen dürften dabei die Flüchtlingspolitik sowie das Verhältnis der Türkei zur EU sein.
(A. Madsen--BTZ)