Impfallianz ruft vor Geberkonferenz zu internationaler Solidarität auf
Vor einer Geberkonferenz der internationalen Impfallianz Gavi hat deren Geschäftsführer die Staatengemeinschaft zur Solidarität aufgerufen. "Niemand ist sicher, bis jeder sicher ist", erklärte Seth Berkley am Mittwoch. Gastgeber der Online-Geberkonferenz am Donnerstag ist Großbritannien. Dabei sollen mindestens 7,4 Milliarden Dollar (6,6 Milliarden Euro) zusammenkommen, um wegen der Corona-Pandemie ausgesetzte Impfprogramme etwa gegen Masern, Polio und Typhus wieder aufzunehmen.
Zudem soll ein Fonds für künftige Corona-Impfstoffe ins Leben gerufen werden, an denen derzeit weltweit mit Hochdruck geforscht wird. Anfänglich werden laut Berkley zwei Milliarden Dollar zur Steigerung der Produktionskapazitäten und für die Lieferung in Entwicklungsländer benötigt. Die benötigten Mittel könnten jedoch noch "beträchtlich" steigen, erklärte Berkley.
Das Treffen findet inmitten internationaler Spannungen statt. US-Präsident Donald Trump hatte vergangene Woche angekündigt, die Zusammenarbeit der USA mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu beenden. Zudem gibt es Befürchtungen, die USA könnten versuchen, sich einen Corona-Impfstoff exklusiv zu sichern.
In einem gemeinsamen Appell forderten Berkley und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU), dass künftige Impfstoffe allen Menschen weltweit zur Verfügung gestellt werden müssten. "Wir wissen zwar noch nicht, wer die erfolgreichen Impfstoffansätze haben wird. Aber klar ist: Sie müssen überall verfügbar sein", schrieben Müller und Berkley in einem Beitrag für "Focus Online".
Die Staaten bräuchten eine "andere Denkweise", sagte Berkley. Der gleichberechtigte Zugang zu Medikamenten und Impfstoffen sei nicht nur eine humanitäre Frage, sondern eine Frage der globalen Sicherheit. "Niemand ist sicher, bis jeder sicher ist. Wir haben gesehen, wie sich das Virus binnen weniger als drei Monaten von Wuhan in 180 Länder, einschließlich Inseln und abgelegener Gebiete, ausgebreitet hat."
Die auf der Geberkonferenz angepeilten 7,4 Milliarden Dollar sollen über einen Zeitraum von fünf Jahren in die Wiederaufnahme von derzeit gestoppten Impfkampagnen fließen und rund 300 Millionen Kindern helfen. Die WHO, das UN-Kinderhilfswerk Unicef und Gavi hatten kürzlich gewarnt, die Corona-Pandemie habe Routine-Impfprogramme in fast 70 Ländern beeinträchtigt. Dies könne Folgen für rund 80 Millionen Kinder unter einem Jahr haben. Grund seien unter anderem Reisebeschränkungen und fehlendes medizinisches Personal.
Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen forderte die Staaten vor der Geberkonferenz auf, von den Pharmafirmen den Verkauf künftiger Corona-Impfstoffe zum Selbstkostenpreis zu verlangen. "Es muss bezahlbare Preise für alle und einen objektiven und fairen globalen Verteilmechanismus geben, an den sich alle Regierungen und Gavi selbst halten", forderte die Organisation.
Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung, ein Bündnis aus sieben Entwicklungsorganisationen, forderte zudem, die Bundesregierung müsse ihren Beitrag für die Impfallianz aufstocken und in den kommenden fünf Jahren 700 Millionen Euro beisteuern.
(A. Lefebvre--BTZ)