Politik: AfD in Sachsen wählt Jörg Urban zum neuen Landeschef
Rund vier Monate nach dem Abgang von Frauke Petry aus der AfD hat der sächsische Landesverband eine neue Parteispitze gewählt. Auf einem Landesparteitag in Hoyerswerda stimmten am Sonntag rund 91 Prozent der Delegierten für Jörg Urban als neuen AfD-Landesvorsitzenden, wie ein Parteisprecher sagte. Einen Gegenkandidaten gab es nicht. Der 53-jährige Urban ist auch AfD-Fraktionschef im sächsischen Landtag.
Nach dem Rücktritt von Petry und weiterer AfD-Landesvorstandsmitglieder hatte der sächsische Landesverband im Oktober einen sechsköpfigen Notvorstand eingesetzt, an dessen Spitze bisher Siegbert Droese stand. Seine Bewerbung um die Parteiführung zog Droese am Sonntag kurzfristig zurück. Petry war bei der Bundestagswahl im vergangenen September in den Bundestag eingezogen, hatte unmittelbar darauf aber erklärt, dass sie der AfD-Fraktion nicht angehören, sondern als Einzelabgeordnete im Parlament sitzen werde. Sie trat aus der AfD aus und legte auch ihren Fraktionsvorsitz im sächsischen Landtag nieder, ist dort aber immer noch fraktionslose Abgeordnete.
Bei der Bundestagswahl hatte die AfD in Sachsen 27 Prozent der Zweitstimmen erreicht. Sie lag damit sogar knapp vor der im Freistaat regierenden CDU. Der damalige Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) war als Konsequenz aus der Wahlschlappe seiner Partei im Dezember zurückgetreten, sein Nachfolger ist Michael Kretschmer (CDU).
Nach ihrem Wahlerfolg hat die sächsische AfD als Ziel für die nächste Landtagswahl im Freistaat ein Ergebnis von "30 Prozent plus X" ausgegeben und will 2019 stärkste Kraft werden.
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer mahnte einen sachlichen Umgang mit der AfD an. Desto schwerer werde es für sie sein, "sich als Märtyrer zu geben", sagte der CDU-Politiker nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG (BTZ), in einem aktuellen Interview. Es müssten aber die Probleme gelöst werden, die dazu geführt hätten, dass die AfD so attraktiv geworden sei. "Das gelingt uns nicht, indem wir die Wähler als rechtsextrem abstempeln", sagte Kretschmer.
Eine Gefahr für die CDU durch die ehemalige AfD-Vorsitzende Petry und ihre Neugründung Die blaue Partei bei den nächsten Landtagswahlen befürchtet er nicht. "Der Lack ist ab, diese neue Partei hat keinen Esprit, und es fehlt an Infrastruktur", sagte Kretschmer.
(N. Lebedew--BTZ)