Israel genehmigt nach Mord an Rabbiner Siedlung im Westjordanland
Nach dem Mord an einem Rabbiner in der Nähe einer jüdischen Siedlung im Westjordanland wird Israel nachträglich eine Baugenehmigung für die Häuser erteilen. Die jüdische Siedlung Havat Gilad werde formell genehmigt, "um dort den Fortgang des normalen Alltags zu ermöglichen", sagte Netanjahu am Sonntag zu Beginn einer Kabinettssitzung. Wer gedacht habe, dass durch den "abscheulichen Mord" Israels Kraft gebrochen werde, habe sich "bitter getäuscht", sagte Netanjahu.
In dem vor 15 Jahren ohne offizielle Genehmigung errichteten jüdischen Außenposten Havat Gilad leben rund 50 Familien. Die Minister werden laut der Agenda des Kabinetts am Sonntag über einen Antrag beraten, wonach die Siedlung als "neue Gemeinde" bezeichnet werden soll. Damit würde sie rückwirkend die nötigen Baugenehmigungen und ein Budget erhalten. Der Rabbiner war im Januar in der Nähe seines Wohnorts Havat Gilad erschossen worden. Der Verletzte konnte noch in ein Krankenhaus gebracht werden, erlag dort aber seinen Verletzungen. Bei der Beerdigung des Rabbiners wurden Rufe nach "Vergeltung" laut.
Die israelische Armee sucht einen tatverdächtigen 22-jährigen Palästinenser, konnte ihn bislang aber nicht finden. Bei der Suche erschossen Soldaten Mitte Januar einen angeblichen palästinensischen Verdächtigen im Norden des Westjordanlands.
Am Samstag setzte die Armee die Fahndung in einem Dorf im Westjordanland fort. Dabei kam es erneut zu Zusammenstößen mit der Bevölkerung. Israelische Soldaten erschossen im Dorf Burkin einen 19-jährigen Palästinenser per Kopfschuss, wie das palästinensische Gesundheitsministerium mitteilte.
Im Westjordanland und in Ost-Jerusalem leben mehr als 600.000 jüdische Siedler inmitten von etwa drei Millionen Palästinensern. Die UNO betrachtet sämtliche Siedlungen als illegal. Israel hingegen unterscheidet zwischen genehmigten und nicht genehmigten Siedlungen. In Letzteren leben häufig religiöse und nationalistische Hardliner.
(F. Schulze--BTZ)