Zyprer wählen ihren Präsidenten - Favorit: Nikos Anastasiades
Die Zyprer haben am Sonntag ihren künftigen Präsidenten gewählt. Als Favorit ging der konservative Amtsinhaber Nikos Anastasiades ins Rennen, der neue Verhandlungen über eine Wiedervereinigung der geteilten Mittelmeerinsel versprochen hat. In den Umfragen lag er mit 30 Prozent klar vorne. Damit müsste er sich aber am 4. Februar einer Stichwahl gegen den linksgerichteten Kandidaten Stavros Malas oder den Sohn von Ex-Präsident Tassos Papadopoulos, Nikos Papadopoulos, stellen.
Die Wahl fand sechs Monate nach dem erneuten Scheitern der Verhandlungen über die Wiedervereinigung Zyperns statt. Die Gespräche zwischen der griechisch-zyprischen Regierung in Nikosia und der nur von Ankara anerkannten Türkischen Republik Nordzypern waren nach anfänglich großen Hoffnungen im Juli ergebnislos abgebrochen worden. Zypern ist seit einem von der damaligen Militärjunta in Griechenland unterstützten Putsch und einer anschließenden türkischen Militärintervention im Jahr 1974 geteilt. Die 1983 ausgerufene Türkische Republik Nordzypern wird nur von der Schutzmacht Ankara anerkannt und ist auch wirtschaftlich völlig abhängig von der Türkei. Die Republik Zypern trat 2004 der EU und dem Euro bei. Völkerrechtlich ist die ganze Mittelmeerinsel, auf der rund eine Million Menschen leben, Mitglied der Europäischen Union.
Anastasiades hat im Wahlkampf versprochen, den Dialog mit seinem türkisch-zyprischen Kollegen Mustafa Akinci bald wiederzubeleben. Papadopoulos vertritt in der Zypern-Frage eine härtere Linie.
Viele Zyprer halten Anastasiades zugute, das kleine EU-Land vor dem finanziellen Kollaps und einer schweren Rezession bewahrt zu haben. Der Präsident war im Februar 2013 gewählt worden - wenige Tage, bevor Zypern mit den Euroländern und dem Internationalen Währungsfonds (IWF) ein milliardenschweres Finanzpaket aushandelte, um vor der Pleite bewahrt zu werden.
Im Gegenzug wurden in Zypern die Steuern erhöht und die Löhne gekürzt, die Arbeitslosigkeit stieg stark an. Im März 2016 konnte Zypern den internationalen Rettungsschirm aber wieder verlassen.
Zur Stimmabgabe waren rund 550.000 Wahlberechtigte aufgerufen. Mit ersten Ergebnissen wird anderthalb Stunden nach Schließung der Wahllokale um 18.00 Uhr (Ortszeit, 17.00 Uhr MEZ) gerechnet.
(O. Larsen--BTZ)