UN-Sondergesandter Syrien: Friedensgespräche an "kritischem Punkt"
Die neunte Runde der Syrien-Friedensgespräche unter UN-Schirmherrschaft findet nach Ansicht des UN-Sondergesandten für Syrien zu einem "sehr, sehr kritischen Zeitpunkt" statt. Staffan de Mistura zeigte sich bei seiner Ankunft in Wien am Mittwoch gegenüber Journalisten dennoch optimistisch für die am Donnerstag beginnenden Verhandlungen. Frankreichs Außenminister Jean-Yves Le Drian sprach in Paris indes von der "letzten Hoffnung" für eine politische Lösung in Syrien.
An den für zwei Tage angesetzten Gesprächen nähmen eine vollständige Delegation der Opposition und eine vollständige Delegation der Regierung teil, kündigte de Mistura an. "Ich bin definitiv optimistisch", sagte er weiter, "weil das in solchen Momenten die einzige Möglichkeit ist". Frankreichs Außenminister Le Drian sagte derweil in Paris, dass es abgesehen von dem Treffen in Wien "keine Aussicht auf eine politische Lösung" gebe. "Es ist die letzte Hoffnung", fügte er hinzu. Bei seiner Rede im französischen Parlament wies er außerdem auf die Verschlechterung der humanitären Lage in Afrin, Idlib und Ost-Ghuta hin. In Afrin haben türkische Truppen eine Offensive gegen kurdische Kämpfer gestartet.
Die achte Runde der Syrien-Friedensgespräche in Genf war Anfang Dezember wie die vorigen ohne substanzielle Fortschritte zu Ende gegangen. Die Delegation der syrischen Regierungsgegner hatte Verhandlungen über eine Ablösung von Syriens Staatschef Baschar al-Assad gefordert, was die Regierungsdelegation ablehnte.
Nach der Gesprächsrunde in Wien ist für den 29. und 30. Januar eine weitere Syrien-Konferenz im russischen Sotschi vorgesehen. Russland ist ein enger Verbündeter von Assad.
Der Bürgerkrieg in Syrien wütet seit März 2011. Mehr als 340.000 Menschen wurden bereits getötet. Russland hatte auf Bitten Assads im September 2015 militärisch in den Konflikt eingegriffen. Dank der Unterstützung der russischen Luftwaffe gewannen die syrischen Regierungstruppen in der Folge die Oberhand über die Rebellen sowie bewaffnete islamistischen Kämpfer, die heute nur noch wenige Gebiete des Landes kontrollieren.
(Y. Rousseau--BTZ)