Mehr als 170 Verletzte bei Zusammenstößen vor Parlament im Libanon
Bei gewaltsamen Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten sind im Libanon mehr als 170 Menschen verletzt worden. Anhänger der Protestbewegung versuchten am Dienstag in der Hauptstadt Beirut, eine Vertrauensabstimmung des Parlaments zur neuen Regierung zu verhindern. Wie ein Korrespondent der Nachrichtenagentur AFP berichtete, warfen Demonstranten Steine auf Fahrzeuge von Abgeordneten und gegen Mauern rund um das Parlamentsgebäude. Sicherheitskräfte setzten Tränengas und Wasserwerfer ein.
Nach Angaben des Roten Kreuzes wurden fast 150 Verletzte noch vor Ort behandelt. 24 weitere wurden demnach in ein Krankenhaus gebracht.
Trotz der Proteste konnte das Parlament seine Beratungen über das Programm der neuen Regierung unter dem wenig bekannten Akademiker und früheren Bildungsminister Hassan Diab aufnehmen. Einige Abgeordnete hatten die Nacht im Parlament verbracht, da seit Beginn der Protestbewegung im Oktober bereits mehrfach Sitzungen durch Demonstrationen verhindert worden waren.
Bei den noch bis einschließlich Mittwoch andauernden Parlamentsberatungen sollen auch die neuen Minister befragt werden. Anschließend ist eine Vertrauensabstimmung geplant. Setzt sich die neue Regierung darin durch, steht sie vor einer der schwersten Krisen in der jüngeren Geschichte des Landes.
Der Libanon wird seit Mitte Oktober von beispiellosen Protesten gegen Korruption und Misswirtschaft erschüttert. Die Demonstrationen gingen auch nach der Bildung einer neuen Regierung im Januar weiter, weil diese sich aus Sicht der Protestbewegung nicht deutlich genug von der bisherigen politischen Elite abhebt. Der Libanon befindet sich zudem in einer schweren Wirtschaftskrise.
(T. Jones--BTZ)