Anschlag auf Hilfsorganisation Save the Children in Afghanistan
In Afghanistan ist am Mittwoch ein Anschlag auf die Hilfsorganisation Save the Children in Dschalalabad verübt worden. Ein Selbstmordattentäter habe vor dem Eingang des Gebäudes eine Autobombe gezündet, bewaffnete Angreifer hätten den Komplex dann gestürmt, sagte der Sprecher des Gouverneurs der Provinz Nangarhar, Attaullah Chogjani, nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem aktuellen Interview. Elf Verletzte seien ins Krankenhaus gebracht worden.
Dem Gouverneurssprecher zufolge begann der Angriff kurz nach 9.00 Uhr Ortszeit - einem Zeitpunkt, zu dem die meisten Mitarbeiter bereits zur Arbeit gekommen sein dürften. Der Angriff dauerte am Mittwochmorgen zunächst weiter an. "Ich kann zwei Attentäter hören, sie suchen nach uns", schrieb ein Mitarbeiter, der sich im Gebäude versteckte, in einer WhatsApp-Botschaft an einen Freund, die auch ein Reporter von BERLINER TAGESZEITUNG vor Ort sah. "Betet für uns, informiert die Sicherheitskräfte."
Mohammed Amin, der sich zum Zeitpunkt des Anschlags auf dem Gelände der Hilfsorganisation befand, sagte gegenüber Journalisten aus, er habe eine heftige Explosion gehört. "Wir gingen in Deckung, und ich sah einen Bewaffneten, der den Haupteingang mit einer Panzerfaust angriff, um auf das Gelände zu kommen. Ich sprang aus dem Fenster", sagte Amin.
In afghanischen Nachrichtensendern war dicker schwarzer Rauch über dem Gebäude in Dschalalabad zu sehen. Mindestens ein Fahrzeug vor dem Gebäude stand offenbar in Flammen. Ein weiterer Augenzeuge sagte nach BTZ Information: "Es könnte ein größerer Anschlag sein, ich höre Schüsse aus dem Inneren des Save-the-Children-Geländes."
Zu dem Anschlag bekannte sich zunächst niemand. Bei Save the Children in Kabul war niemand für eine Stellungnahme zu erreichen.
Erst vor wenigen Tagen hatten die radikalislamischen Taliban ein Luxushotel in Kabul attackiert und mindestens 22 Menschen getötet. Die meisten Opfer waren Ausländer. Die Attentäter gingen bei dem mehr als zwölfstündigen Angriff von Zimmer zu Zimmer und suchten gezielt nach Ausländern.
Die Unruheprovinz Nangarhar liegt an der Grenze zu Pakistan. Sie gilt als Hochburg der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) und der Taliban. Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in Afghanistan in den vergangenen Jahren zunehmend zum Ziel von Anschlägen.
(F. Burkhard--BTZ)