Sotschi: Russland will "Kurden" zu Friedensgesprächen einladen
Ungeachtet der aktuellen türkischen Offensive gegen die syrischen Kurden in Afrin will Russland auch Vertreter der Volksgruppe zu den geplanten Friedensgesprächen in Sotschi einladen. Außenminister Sergej Lawrow kündigte am Montag an, dass "Vertreter der Kurden" zum Kongress des nationalen Dialogs Ende Januar in der südrussischen Schwarzmeerstadt eingeladen würden. Die Rolle der Kurden im Friedensprozess müsse garantiert sein, sagte Lawrow.
Stärkste Kraft der syrischen Kurden sind die Partei der Demokratischen Union (PYD) und ihr militärischer Arm, die Volksverteidigungseinheiten (YPG). Die Türkei betrachtet die YPG als syrischen Zweig der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und lehnt ihre Einladung zu den Friedensgesprächen strikt ab. Seit Samstag geht die türkische Armee mit einer Luft- und Bodenoffensive gegen die YPG in Afrin vor. Der Kongress in Sotschi wird gemeinsam von Russland, der Türkei und dem Iran organisiert. In den vergangenen Wochen gab es aber Dissens über die Teilnehmerliste, insbesondere hinsichtlich der Einladung der Kurden. Russland unterhält gute Beziehungen zur YPG, hat sich aber der türkischen Offensive in Afrin nicht widersetzt. Die Türkei betont, sie stimme ihr Vorgehen in der syrischen Region eng mit Moskau ab.
Lawrow warf den USA am Montag vor, den kurdischen Separatismus in Syrien zu unterstützen, nachdem Washington die Bildung einer "Grenzschutztruppe" aus kurdischen und arabischen Kämpfern angekündigt hatte. "Entweder verstehen sie die Situation nicht, oder es handelt sich um eine bewusste Provokation", sagte Lawrow. Die Pläne seien eine "grobe Einmischung in die inneren Angelegenheiten" Syriens.
Die US-Armee unterstützt seit langem die YPG im Kampf gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Ankara sieht dies als Unterstützung einer "Terrororganisation", doch wird diese Kritik bisher von den USA ignoriert. Die Pläne zu der Grenzschutztruppe deuten darauf hin, dass die USA auch nach dem Sieg über die IS-Miliz an dem umstrittenen Bündnis festhalten wollen. In Ankara stößt dies auf wütende Kritik.
(A. Williams--BTZ)