Twitter-Konten mit Russland-Verbindungen im US-Wahlkampf
Die Zahl der Twitter-Konten mit Verbindungen zu Russland, von denen aus offenbar gezielt Tweets zur US-Präsidentschaftswahl 2016 abgesetzt wurden, ist deutlich größer als zunächst angenommen. Wie der Kurzbotschaftendienst am Freitag (Ortszeit) mitteilte, wurden weitere 1062 Nutzerkonten mit Verbindungen zur Internet Research Agency entdeckt, die als "Trollfabrik" der russischen Regierung angesehen wird. Die entsprechenden Konten seien geschlossen worden.
Als Trolle werden Internetnutzer bezeichnet, die durch ihre Kommentare bewusst Online-Diskussionen stören und die Atmosphäre in Chatrooms vergiften. Dadurch verzerren sie nicht nur Debatten, sondern schüren auch bewusst Konflikte unter der Internet-Nutzern.
Twitter benachrichtigte nach eigenen Angaben knapp 670.000 Menschen in den USA, die während des US-Wahlkampfes Follower der entsprechenden Konten gewesen seien und dortige Einträge geteilt oder mit "Gefällt mir" angeklickt hätten.
In der untersuchten zehnwöchigen Zeitspanne vor der Wahl im November 2016 identifizierte Twitter damit nach eigenen Angaben nun insgesamt 3814 Nutzerkonten mit Verbindungen zur Internet Research Agency. Auf diesen Konten seien knapp 176.000 Tweets gepostet worden, davon hätten sich rund 8,4 Prozent auf die US-Wahl bezogen. Zugleich seien zusätzlich rund 13.500 automatisierte Konten "mit Verbindungen zu Russland" entdeckt worden, von denen in diesem Zeitraum Tweets mit Bezug zur Wahl abgesetzt worden seien.
Große Internetkonzerne wie Twitter, Facebook und Google waren zuletzt dafür kritisiert worden, nicht genug gegen die Verbreitung sogenannter Fake News zu tun. Die Konzerne haben angekündigt, Maßnahmen zu ergreifen, um Fehlinformationen, Propaganda und Provokationen von ihren Plattformen zu entfernen.
Die US-Geheimdienste werfen Russland eine Einmischung in den US-Präsidentschaftswahlkampf vor. Zugleich geht US-Sonderermittler Robert Mueller dem Verdacht nach, dass es im Wahlkampf illegale Absprachen zwischen dem Team des heutigen Präsidenten Donald Trump und Russland gegeben haben könnte.
(A. Bogdanow--BTZ)