Machtkampf in Venezuela: González Urrutia will sich Rückhalt der USA sichern
Wenige Tage vor der Amtseinführung des Präsidenten in Venezuela will der den Wahlsieg beanspruchende Oppositionspolitiker Edmundo González Urrutia sich in Washington die Unterstützung der USA sichern. Er werde am Sonntag US-Präsident Joe Biden treffen, kündigte González Urrutia an. Der 75-Jährige wirft Venezuelas langjährigem, linksnationalistischen Machthaber Nicolás Maduro Wahlbetrug vor. Maduro will am Freitag erneut den Amtseid ablegen, im Vorfeld verschärften sich die Spannungen.
"Wir haben ein Gespräch mit Präsident Biden geplant und warten auf Einzelheiten zu möglichen Kontakten zu den neuen Behörden", sagte González Urrutia in Buenos Aires, das er im Rahmen einer Amerika-Tour am Samstag besucht und dort den rechtsgerichteten Präsidenten Javier Milei getroffen hatte. Mit den "neuen Behörden" meinte González Urrutia offensichtlich die künftige Regierung des Rechtspopulisten Donald Trump, der am 20. Januar als US-Präsident ins Weiße Haus zurückkehrt.
Die Vereinigten Staaten erkennen ebenso wie die Europäische Union und viele andere Staaten den Sieg von Maduro bei den venezolanischen Präsidentschaftswahlen im Juli nicht an.
Zu den Staaten, die Maduros Wahlsieg nicht anerkennen, gehören auch Argentinien und Uruguay, die González Urrutia am Samstag besuchte. Er winkte gemeinsam mit dem argentinischen Präsidenten Milei in Buenos Aires vom Balkon des Regierungssitzes aus hunderten venezolanischen Exil-Oppositionellen zu, die sich auf der Plaza de Mayo im Zentrum der argentinischen Hauptstadt versammelt hatten.
"Einer der emotionalsten Momente, die ich je erlebt habe", schrieb der venezolanische Oppositionspolitiker später im Onlinedienst X. Er lud ein Video hoch, das die jubelnden Menschen auf dem Platz zeigt, die Transparente und Schilder hochhielten, auf denen Slogans standen wie "Venezuela, du bist nicht allein" oder "Freiheit! Freiheit!" "Venezolaner, wir werden uns auch auf den Straßen unseres geliebten Landes treffen", fügte er auf X hinzu.
González Urrutia hat angekündigt, dass er selbst statt Maduro am Freitag die Amtsgeschäfte in seinem Land übernehmen will. Allerdings wird er in Venezuela von der Justiz wegen Verschwörung und anderer Vergehen gesucht. Am Donnerstag hatte die venezolanische Polizei für Hinweise zu seiner Ergreifung eine Belohnung von 100.000 Dollar ausgesetzt.
Der frühere Botschafter seines Landes in Buenos Aires war aus seinem Land geflohen und hat in Spanien Asyl erhalten. Er besuchte neben Argentinien am Samstag auch Uruguay, nach Washington stehen dann am Mittwoch Panama und einen Tag später die Dominikanische Republik auf dem Programm. Am Freitag dann ist in Venezuelas Hauptstadt Caracas die Amtseinführung des neuen Präsidenten, wo Maduro sich vereidigen lassen will.
González Urrutia seinerseits betonte aber vor der Presse in Buenos Aires, dass er nach Venezuela zurückkehren werde, "um das Mandat zu übernehmen, das die Venezolaner mir gegeben haben." Der Oppositionspolitiker rief zugleich Maduro zum "friedlichen und geordneten Übergang" auf.
González Urrutia war Ende Juli bei der Präsidentschaftswahl in Venezuela gegen Machthaber Maduro angetreten. Maduro beanspruchte den Sieg danach für sich, obwohl nur wenige Staaten wie Russland dies anerkannten. Der langjährige Staatschef ignorierte die Wahlbetrugsvorwürfe der Opposition und ließ Proteste gegen seine erneute Amtszeit niederschlagen.
O. Petrow--BTZ