Blinken fordert Türkei zum Handeln gegen den IS in Syrien auf
US-Außenminister Antony Blinken hat die Türkei nach dem Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad aufgefordert, gegen die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) vorzugehen. "Unser Land hat sehr hart daran gearbeitet, (...) die Beseitigung des territorialen Kalifats des IS sicherzustellen und dafür zu sorgen, dass diese Bedrohung nicht wieder aufkommt", sagte Blinken am Freitag in Ankara auf einer Pressekonferenz mit seinem türkischen Kollegen Hakan Fidan. Es sei "unerlässlich, dass wir diese Bemühungen fortsetzen".
Blinken war am Donnerstagabend in die Türkei geflogen und hatte sich auch mit Präsident Recep Tayyip Erdogan getroffen. Dabei sagte Erdogan, die Türkei werde im Kampf gegen den IS nicht nachlassen. "Die Türkei wird im Kampf gegen den IS niemals Schwäche zulassen", sagte er laut einer Erklärung seines Büros. Die Türkei werde "präventive Maßnahmen gegen alle Terrororganisationen" ergreifen. Neben dem IS nannte er auch die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die Partei der Demokratischen Union (PYD) und die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG).
Die YPG machen einen Großteil der von den USA unterstützten Demokratischen Kräfte Syriens (SDF) aus. Die Türkei betrachtet die YPG und ihren politischen Flügel PYD als verlängerten Arm der PKK. Die Unterstützung der USA für die SDF hat zu diplomatischen Verstimmungen mit der Türkei geführt. Am Donnerstag hatte Blinken die SDF als "entscheidend" bezeichnet, um ein Wiedererstarken des IS nach dem Sturz von Assad zu verhindern.
In Syrien hatten am Sonntag Kämpfer unter der Führung der islamistischen HTS-Miliz Damaskus erobert und Assad gestürzt, der nach Russland floh. Damit bereiteten sie der jahrzehntelangen Herrschaft der Assad-Familie ein Ende. Mit der Machtübernahme durch die Islamisten stürzte Syrien ins Ungewisse: Die Miliz HTS ist aus der Al-Nusra-Front, dem syrischen Ableger des Terrornetzwerkes Al-Kaida hervorgegangen, hat nach eigenen Angaben aber seit 2016 keine Verbindungen mehr zu Al-Kaida. Ihr Anführer Mohammed al-Dscholani präsentiert sich moderat.
F. Burkhard--BTZ