Afghanischer Flüchtlingsminister bei Anschlag getötet
Der afghanische Flüchtlingsminister Chalil Ur-Rahman Hakkani ist Regierungsangaben zufolge am Mittwoch bei einem Anschlag in seinem Büro in Kabul getötet worden. Der Sprecher der Taliban-Regierung, Sabihullah Mudschahid sagte, es handele sich um einen "feigen Anschlag" der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS). Ein Regierungsbeamter sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Selbstmordattentäter habe sich im Ministerium in die Luft gesprengt. Neben Hakkani seien mehrere seiner Mitarbeiter getötet worden.
Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Sicherheitskräfte riegelten das Gebiet um das Ministerium ab. Wie das Ministerium im Onlinedienst X mitteilte, hatten in den vergangenen Tagen in den Räumlichkeiten des Ministeriums Schulungen stattgefunden. In dem Gebäude halten sich auch täglich zahlreiche Flüchtlinge auf, die Dienste der Behörde in Anspruch nehmen.
Chalil Ur-Rahman Hakkani, der auf der Sanktionsliste der USA steht und stets ein Maschinengewehr bei sich trug, war der Bruder von Dschalaluddin Hakkani, dem Gründer des einflussreichen Hakkani-Netzwerks. Dieses ist für einige der gewalttätigsten Angriffe während des zwei Jahrzehnte lang andauernden Aufstands der Taliban in Afghanistans verantwortlich. Er war auch der Onkel des derzeitigen Innenministers Siradschuddin Hakkani.
Dem Hakkani-Netzwerk wird ein Kampf um Einfluss und Macht innerhalb der Taliban-Behörden nachgesagt. Im Vergleich zu den Anhängern des Taliban-Anführers Hibatullah Achundsada, der eine strenge Auslegung des islamischen Rechts vertritt, gilt das Hakkani-Netzwerk als pragmatischer.
Seit der Rückkehr an die Macht der Taliban im August 2021 wurden bereits mehrere hochrangige Taliban-Mitglieder getötet, darunter Provinzgouverneure, Kommandeure und Geistliche - zumeist bei Anschlägen, zu denen sich die Dschihadistengruppe Islamischer Staat (IS) bekannte.
Seit 2021 hat die Gewalt in Afghanistan zwar nachgelassen, der regionale Ableger des IS, Islamischer Staat Provinz Chorasan (ISPK), verübt jedoch regelmäßig Anschläge auf Zivilisten, Ausländer und Taliban-Funktionäre.
S. Sokolow--BTZ