Netanjahu: Israel übernimmt Kontrolle in Pufferzone zu Syrien auf den Golanhöhen
Israel übernimmt nach den Worten von Regierungschef Benjamin Netanjahu die Kontrolle in der Pufferzone zu Syrien auf den Golanhöhen. Bei einem Besuch vor Ort sagte Netanjahu am Sonntag, er habe die Armee angewiesen, in die Pufferzone auf den Golanhöhen einzurücken und die Kontrolle über dieses Gebiet sowie "angrenzende strategische Positionen" zu übernehmen. Israel werde es "keiner feindlichen Kraft erlauben, sich an unserer Grenze festzusetzen".
Die israelische Armee hatte zuvor mitgeteilt, dass sie Soldaten in die entmilitarisierte Pufferzone zu Syrien auf den Golanhöhen entsandt habe. "Angesichts der Entwicklungen in Syrien und auf der Grundlage (...) der Möglichkeit, dass bewaffnete Gruppen in die Pufferzone eindringen könnten", seien dort Truppen positioniert worden, erklärte die Armee am Sonntag. Die Soldaten seien an mehreren für die Verteidigung wichtigen Orten im Einsatz, "um die Sicherheit der Gemeinden auf den Golanhöhen und der israelischen Bürger zu gewährleisten".
Die israelische Armee betonte zudem, sie werde sich nicht in die Ereignisse in Syrien einmischen. Dort haben von Islamisten angeführte Milizen am Sonntag Damaskus erobert und den Sturz des langjährigen Machthabers Baschar al-Assad verkündet. Am Samstag hatte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mitgeteilt, dass sich syrische Soldaten aus ihren Stellungen in der Provinz Kuneitra im syrischen Teil der Golanhöhen zurückgezogen hätten.
Israel hatte 1967 im Verlauf des Sechstagekrieges den Großteil der syrischen Golanhöhen besetzt und die Gebiete später annektiert. Dieser Schritt wird von den meisten Staaten nicht anerkannt. 1974 richtete die UNO eine Pufferzone zwischen dem israelisch annektierten und dem syrischen Teil der Golanhöhen ein. Dort sind UN-Blauhelme stationiert. Netanjahu sagte aber nun, das seit Jahrzehnten geltende Abkommen mit Syrien über die Pufferzone sei am Ende.
Ein Sprecher der UN-Beobachtungstruppe auf den Golanhöhen (Undof) berichtete von "nicht identifizierten Bewaffneten", von denen etwa 20 in eine Undof-Stellung im nördlichen Teil der Pufferzone eingedrungen seien. Die israelische Armee erklärte, sie habe der UN-Truppe bei der Abwehr eines Angriffs geholfen.
Eine Anfrage der Nachrichtenagentur AFP zu libanesischen Medienberichten, wonach ein israelischer Luftangriff ein Waffenlager in der syrischen Provinz Kuneitra getroffen habe, wollte ein israelischer Armeesprecher nicht kommentieren.
2014 musste die Undof ihre Positionen auf den syrischen Golanhöhen aufgeben, als Milizen und Dschihadisten des ehemaligen syrischen Al-Kaida-Zweigs das Gebiet eroberten. Die Kämpfer hatten nach und nach mehrere Gebiete in Kuneitra eingenommen, darunter auch den Übergang zwischen dem syrischen Teil und dem von Israel besetzten Teil der Golanhöhen. Bei Kämpfen zwischen der Armee und den Dschihadisten wurden damals 45 Blauhelme vorübergehend als Geiseln genommen.
Am Sonntag teilte die israelische Armee mit, dass der Schulunterricht in vier drusischen Ortschaften im Norden der Golanhöhen auf Fernunterricht umgestellt worden sei und erklärte mehrere landwirtschaftliche Gebiete zu militärischem Sperrgebiet.
Später verhängte sie eine Ausgangssperre in fünf Ortschaften der Pufferzone. "Bleiben sie zu Ihrer eigenen Sicherheit bis auf weiteres zu Hause", forderte Armeesprecher Avichay Adraee bei X auf Arabisch.
L. Brown--BTZ