Ukraine-Krieg: Selenskyj dringt bei Treffen mit Trump in Paris auf "gerechten Frieden"
Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj hat nach seinem Treffen mit dem designierten US-Präsidenten Donald Trump seine Forderung nach einem "gerechten Frieden" und Sicherheitsgarantien für sein Land bekräftigt. "Wir alle wollen Frieden. Aber es ist sehr wichtig für uns (...), dass der Frieden für uns alle gerecht ist", erklärte er im Anschluss an das Dreiertreffen mit Trump und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron in Paris. Sein Land benötige außerdem "starke Sicherheitsgarantien".
Macron hatte die Wiedereröffnung der Pariser Kathedrale Notre-Dame am Samstag genutzt, um Trump und Selenskyj zu politischen Gesprächen zu treffen. Am Nachmittag empfing Macron zunächst den designierten US-Präsidenten mit der republikanischen Garde, einem Händeschütteln und einer kurzen Umarmung. Etwa eine Dreiviertelstunde nach Trump traf Selenskyj am Amtssitz des französischen Präsidenten ein.
Trump lobte zum Auftakt des Treffens seine "großartigen Beziehungen" zu Macron. Mit Blick auf die zahlreichen Konflikte in aller Welt sagte der künftige US-Präsident: "Es scheint, dass die Welt gerade ein bisschen verrückt wird und wir werden darüber sprechen."
Anlass der Besuche von Trump und Selenskyj ist die feierliche Wiedereröffnung von Notre-Dame am Abend. Die gotische Kirche war 2019 durch ein Feuer schwer beschädigt worden, in der Folge wurde sie mit Hilfe von Spenden aus aller Welt in Höhe von 846 Millionen Euro aufwändig restauriert.
An der Zeremonie zur Wiedereröffnung nahmen außer Macron, Trump und Selenskyj etwa 40 Staats- und Regierungschefs teil, darunter auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. US-Präsident Joe Biden ließ sich von seiner Frau Jill vertreten.
Für Trump ist es die erste Auslandsreise und die erste Begegnung mit vielen seiner künftigen Amtskolleginnen und -kollegen seit seiner Wahl Anfang November. Er will sich unter anderem in der Ukraine-Politik von seinem Vorgänger Joe Biden absetzen.
Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, den Krieg schon vor seiner Vereidigung zu beenden, ohne jedoch zu erklären wie. Es wird befürchtet, dass der künftige US-Präsident die Ukraine-Hilfe kürzt und Kiew so zur Anerkennung von Gebietsverlusten an Russland gezwungen sein könnte. Nach einem früheren Treffen zwischen Trump und Selenskyj hatte letzterer sich allerdings zuversichtlich gezeigt.
Nach der erneuten Begegnung mit Trump im Elysée erklärte Selenskyj, er habe "ein gutes und produktives" Treffen mit Trump und Macron gehabt. Es müsse verhindert werden, dass Russland "oder ein anderer Aggressor" sein Land jemals wieder angreifen könne, hieß es in einer Erklärung auf der Website des ukrainischen Präsidialamts. "Und das ist das Wichtigste: ein gerechter Frieden und Sicherheitsgarantien, starke Sicherheitsgarantien für die Ukraine", betonte Selenskyj demnach.
Macron rief seinerseits dazu auf, das gemeinsame Engagement "für Frieden und Sicherheit fortzusetzen". "Vereinigte Staaten, Ukraine und Frankreich. Gemeinsam an diesem historischen Tag. Zusammengekommen für Notre-Dame", schrieb er bei X.
Am Abend empfing Macron die zur Notre-Dame-Eröffnung angereisten Spitzenpolitikerinnen und -politiker zum Dinner in den Elysée-Palast. Macron selbst steht innenpolitisch massiv unter Druck. Seit dem Sturz der Regierung von Premierminister Michel Barnier ist Macron zunehmend mit Rücktrittsforderungen konfrontiert. Bislang lehnt er diese ab. Es wird damit gerechnet, dass er am Montag einen neuen Regierungschef ernennt.
M. Taylor--BTZ