Australien: Brandstifter setzen Synagoge in Vorort von Melbourne in Brand
In Australien haben maskierte Brandstifter eine Synagoge in einem Vorort von Melbourne in Brand gesetzt. Das Feuer sei am Freitag vor Sonnenaufgang ausgebrochen und habe die Synagoge "erheblich beschädigt", teilte die Polizei mit. Der australische Premierminister Anthony Albanese verurteilte den Brandanschlag.
Das Feuer brach nach Polizeiangaben morgens um 04.10 Uhr in der Adass-Israel-Synagoge im Vorort Ripponlea aus, als sich schon einige Gemeindemitglieder in dem Gotteshaus aufhielten. Es wurde aber niemand schwer verletzt.
Ein Augenzeuge, der zum Morgengebet gekommen war, habe "zwei maskierte Personen" gesehen, sagte der Polizist Chris Murray vom Brand- und Sprengstoff-Kommissariat im Bundesstaat Victoria. "Sie schienen eine Art Brandbeschleuniger in den Räumlichkeiten zu verteilen." Die Synagoge sei "in Flammen aufgegangen".
"Wir glauben, dass es vorsätzlich war", fuhr Murray fort. "Wir glauben, dass es ein gezielter Angriff war. Was wir nicht wissen, ist warum." Die Ermittler wollten nun Aufnahmen von Überwachungskameras auswerten und Zeugen befragen, wie Murray ankündigte. Nach den Verdächtigen werde mit einem Großaufgebot gefahndet.
Ein Mitglied des Gemeindevorstands der Synagoge, Benjamin Klein, sagte, es hätten ein paar Menschen in der Synagoge gesessen und gebetet, als das Feuer ausgebrochen sei. Sie hätten laute Schläge gehört, dann sei Flüssigkeit in das Gebäude gegossen und angezündet worden. Die Betenden seien aus dem Hinterausgang der Synagoge gerannt, ein Mann habe sich dabei die Hand verbrannt.
"Das Feuer war großflächig", sagte Klein der Nachrichtenagentur AFP. "Das Innere ist völlig ausgebrannt." Bücher und Mobiliar seien zerstört worden. Gemeindemitglieder, die eine Menschenkette bildeten, retteten aber Kulturgegenstände wie Thorarollen aus der brennenden Synagoge. Eine der Thorarollen war laut einem Bericht der australischen Zeitung "The Age" im Zweiten Weltkrieg aus Deutschland nach Australien gebracht worden.
Klein sagte, die Sicherheitsvorkehrungen in der Synagoge seien in den vergangenen zwölf Monaten verstärkt worden. Einzelheiten nannte er nicht. Im Jahr 1995 war die Synagoge in Ripponlea schon einmal durch Brandstiftung beschädigt worden. Damals waren auch Thorarollen verbrannt.
"Diese Gewalt, Einschüchterung und Zerstörung an einem Ort des Gebets ist ein Skandal", erklärte Premierminister Albanese. "Dieser Anschlag hat Menschenleben gefährdet und zielt klar darauf ab, Angst in der Gemeinde zu schüren". Er habe "null Toleranz" für Antisemitismus, fügte Albanase hinzu. "Er hat in Australien absolut keinen Platz."
Israels Präsident Isaac Herzog teilte mit, er habe den "entsetzlichen Brandanschlag" in einem Telefonat mit Albanese entschieden verurteilt. Die immer häufigeren und immer schwerwiegenderen antisemitischen Angriffe in Australien erforderten "entschlossene und harte Maßnahmen", erklärte Herzog in den Onlinenetzwerken.
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu wies der australischen Regierung eine Mitverantwortung zu. Der "abscheuliche" Brandanschlag auf die Synagoge sei nicht von den "anti-israelischen" Ansichten von Albaneses Regierung zu trennen. Netanjahu nannte in diesem Zusammenhang die "empörende Entscheidung" Canberras, im September in der UN-Vollversammlung für eine Resolution zur Beendigung der israelischen Besatzung in den palästinensischen Gebieten zu stimmen.
S. Sokolow--BTZ