Papst für Prüfung der "Völkermord"-Vorwürfe gegen Israel
Papst Franziskus hat sich für eine Untersuchung der gegen Israel erhobenen Vorwürfe eines "Völkermords" im Gazastreifen ausgesprochen. In seinem neuen Buch, aus dem die italienische Zeitung "La Stampa" am Sonntag Auszüge veröffentlichte, macht sich der Papst diese Vorwürfe zwar nicht zu eigen. Doch er konstatiert: "Laut manchen Experten hat das, was im Gazastreifen geschieht, die Eigenschaften eines Genozids".
Das katholische Kirchenoberhaupt fährt dann fort: "Dies sollte sorgfältig untersucht werden, um zu entscheiden, ob (die Lage) der technischen Definition (eines Genozids) entspricht, wie sie von Juristen und internationalen Organisationen formuliert wird".
Der Papst hat wiederholt die hohe Zahl von Toten durch den inzwischen seit mehr als einem Jahr andauernden israelischen Militäreinsatz im Gazastreifen beklagt, ohne allerdings dafür den Terminus "Völkermord" zu verwenden.
Erst vor einigen Tagen hatten UN-Experten konstatiert, dass Israels Methoden der Kriegsführung im Gazastreifen die Merkmale eines "Völkermordes" erfüllten. Das Land setze "Hunger als Kriegsmethode ein und fügt der palästinensischen Bevölkerung eine kollektive Bestrafung zu", hieß es in dem Bericht eines UN-Sonderausschusses, der seit Jahrzehnten das israelische Vorgehen in den besetzten Palästinensergebieten untersucht.
Israel wies die von dem UN-Ausschuss erhobenen Vorwürfe empört zurück. Die UNO breche damit "ihren eigenen Rekord, wenn es um voreingenommene Berichte (...) und anti-israelische Erfindungen" geht, erklärte am Samstag das israelische Außenministerium im Onlinedienst X. Es warf den Vereinten Nationen vor, sie ließen sich von "Terroristen" missbrauchen, die "Zivilisten in einem demokratischen Staat angreifen".
Das massive israelische Vorgehen im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 ausgelöst worden. Bei dem damaligen Angriff waren nach israelischen Angaben 1206 Menschen getötet und 251 Menschen als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden.
Bei dem daraufhin begonnenen Militäreinsatz Israels in dem Palästinensergebiet wurden nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums bisher mehr als 43.800 Menschen getötet. Diese Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, werden aber von der UNO als glaubhaft eingestuft.
D. Wassiljew--BTZ