"Ätschi-Bätschi" Nahles wirft "GroKo"-Skeptikern "mutwillige" Kritik vor
Wir erinnern und noch an die "geistreichen" Aussagen von SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles, diese in Form von "Ätschi-Bätschi" - oder "ab Morgen gibt es auf die Fresse", das in diesem Zusammenhang Politiker wie Nahles ohnehin in der Bundesrepublik Deutschland politisch tätig sind, befremdet!
Nun legt Nahles nach, denn bis zum entscheidenden Sonderparteitag am Sonntag stehen der SPD heftige Debatten über eine Neuauflage der großen Koalition bevor. So warten SPD-Fraktionschefin Andrea Nahles die parteiinternen Kritiker am Montag davor, das mühsam erzielte Sondierungsergebnis "mutwillig" schlechtzureden. Einer der Wortführer der "Groko"-Gegner ist Juso-Chef Kevin Kühnert, der sich durch das Verhandlungsergebnis in seiner Kritik bestärkt sieht.
In dem Papier hätten "viele zentrale Ziele der SPD" nicht verankert werden können, gleichzeitig habe seine Partei aber "sehr bittere Pillen" schlucken müssen, sagte Kühnert. "Vorher hatten wir als Jusos bereits erhebliche Skepsis gegen eine mögliche große Koalition geäußert. Das lässt sich jetzt für uns einfacher begründen."
Die SPD will am Sonntag in Bonn auf einem Sonderparteitag die Delegierten darüber entscheiden lassen, ob sie in Koalitionsverhandlungen mit CDU und CSU einsteigt. Angesichts großer Bedenken in Teilen der Partei ist der Ausgang ungewiss. SPD-Chef Martin Schulz wirbt in den kommenden Tagen bei kritischen Landesverbänden für Koalitionsverhandlungen. Am Montagabend war ein Treffen mit nordrhein-westfälischen Delegierten angesetzt.
Auch Nahles verteidigte das Sondierungsergebnis und warf den Jusos vor, die in den Gesprächen mit der Union erzielten Erfolge etwa bei der Rente, der Bildungspolitik oder in der Einwanderungspolitik zu ignorieren. Unabhängig von dem Ergebnis, "das Urteil der Jusos, zumindest von vielen, stand schon fest", kritisierte Nahles im Deutschlandfunk. "Damit kann ich nicht arbeiten."
Die Union reagiert zunehmend empfindlich auf Forderungen aus der SPD nach Nachverhandlungen. Die Ergebnisse seien durch "harte, aber faire" Gespräche entstanden, sagte CSU-Chef Horst Seehofer. "Man kann jetzt nicht hinterher das alles wieder in Frage stellen." Die Sondierungsergebnisse seien die Grundlage für die Koalitionsverhandlungen. Auch Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) stellte nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem Interview klar: "Was jetzt als Konsens auch der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, an dem gibt es nichts mehr zu rütteln."
SPD-Vizechef Ralf Stegner machte hingegen unmissverständlich deutlich, dass er das Ergebnis nur als "Basis" für Koalitionsverhandlungen sieht. "Es wird jetzt so getan, als sei alles schon verhandelt - das ist es mitnichten", sagte er gegenüber Medienvertretern.
CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer zeigte sich "genervt" von der Debatte in der SPD. "Sie setzt jetzt die Botschaft, wir sind nicht zufrieden", kritisierte Scheuer. Er empfehle der SPD, stattdessen die Punkte zu debattieren, die sie durchgesetzt habe. Auch Kauder riet der SPD, die Ergebnisse besser zu verkaufen: "Wenn die Menschen im Augenblick die SPD hören, haben sie den Eindruck: Das war nix."
Die Vorsitzenden der Gewerkschaften Verdi und DGB rieten der SPD ebenfalls zu Koalitionsverhandlungen. Union und SPD hätten in den Sondierungen eine Reihe von Verabredungen getroffen, die Arbeitnehmern spürbare Vorteile brächten, sagte Verdi-Chef Frank Bsirske hierzu.
Der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann nannte die Stabilisierung des Renten-Niveaus bei 48 Prozent, die Erhöhung der Erwerbsminderungsrente und die Rückkehr zur paritätischen Krankenversicherung als Erfolge der SPD. Zwar gebe es auch Schwachstellen. Die SPD könne aber "doch nicht die Augen verschließen und sagen, ich nehme das alles nicht und lasse das alles liegen."
(C. Fournier--BTZ)