Frankreich: Nach Angriff von deutschem Dschihadisten Proteste
Der Angriff eines inhaftierten deutschen Dschihadisten auf Gefängniswärter in Frankreich hat landesweite Proteste ausgelöst: In zahlreichen Haftanstalten folgte das Personal am Montag dem Blockade-Aufruf der Gewerkschaften. Die Proteste richten sich gegen Personalmangel in den Haftanstalten und Überbelegung. Das Justizministerium in Paris erklärte, der Leiter der Haftanstalt im nordfranzösischen Vendin-le-Vieil habe nach dem Angriff des deutschen Dschihadisten um seine Entlassung gebeten.
Der Islamist Christian Ganczarski hatte vergangene Woche drei Gefängniswärter mit einem Messer angegriffen und leicht verletzt. Daraufhin trat das Personal in Vendin-le-Vieil rund 200 Kilometer nördlich von Paris in Streik. Ganczarski verbüßt dort wegen des Attentats auf der tunesischen Ferieninsel Djerba mit 21 Toten im Jahr 2002 eine 18-jährige Haftstrafe. Da er besonders strenger Aufsicht unterliegt, ist unklar, wie er an das Messer kommen konnte.
Die Gewerkschaften warfen dem Gefängnisleiter Richard Bauer Versagen vor und forderten seinen Rücktritt. Nun hieß es aus dem Justizministerium, Bauer sehe sich "angesichts der Situation nicht mehr in der Lage, die Einrichtung in Ruhe zu führen". Justizministerin Nicole Belloubet will die Haftanstalt am Dienstag besuchen.
Unter dem Motto "Operation totes Gefängnis" gab es am Montag Arbeitsniederlegungen in dutzenden französischen Haftanstalten. Die Gefängnisse gelten als chronisch überbelegt. Präsident Emmanuel Macron hat die Schaffung von bis zu 15.000 neuen Plätzen für Insassen versprochen.
Der Dschihadist Ganczarski war 2003 in Paris festgenommen und dort 2009 verurteilt worden. Er gilt als Drahtzieher des Selbstmordattentats auf die Ghriba-Synagoge auf der Ferieninsel Djerba. Unter den 21 Toten waren auch 14 Deutsche. Ganczarski wurden Kontakte zu dem getöteten Al-Kaida-Führer Osama bin Laden nachgesagt.
(L. Brown--BTZ)