Brics-Gipfel: Indiens Staatschef Modi dringt bei Putin auf Frieden in Ukraine
Zum Auftakt des Gipfels der sogenannten Brics-Gruppe im russischen Kasan hat Indiens Präsident Narendra Modi auf einen baldigen Frieden in der Ukraine gedrungen. "Wir unterstützen voll und ganz die Bemühungen, schnell Frieden und Stabilität wiederherzustellen", sagte Modi bei einem Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin am Dienstag. Chinas Staatschef Xi Jinping lobte seinerseits bei einer Zusammenkunft mit dem Kreml-Chef die "tiefe Freundschaft" mit Russland.
Russland und Indien seien wegen des Konflikts in der Ukraine in ständigem Kontakt, sagte Modi beim Zusammentreffen mit seinem russischen Amtskollegen. "Wir glauben, dass Streitigkeiten nur friedlich gelöst werden sollten." Putin lobte bei dieser Gelegenheit die "strategische Partnerschaft" zwischen den beiden Ländern. Indien hat bislang auf eine Verurteilung des russischen Einmarsches in der Ukraine verzichtet, beteiligt sich aber an humanitärer Hilfe für Kiew.
An dem dreitägigen Treffen der Brics-Gruppe nehmen neben Modi und Xi nach russischen Angaben auch UN-Generalsekretär António Guterres sowie der iranische Präsident Massud Peseschkian und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan teil. Auch mit ihnen sind bilaterale Treffen vorgesehen.
Xi lobte bei seinem Treffen mit Putin die guten Beziehungen der beiden Länder angesichts einer "chaotischen Welt". "Die tiefe Freundschaft, die China und Russland von Generation zu Generation verbindet, wird sich nicht ändern", sagte er.
Putin bezeichnete die russisch-chinesische Zusammenarbeit als einen "Faktor der globalen Stabilität". Laut Kreml-Sprecher Dmitri Peskow ging es in dem rund einstündigen Gespräch vor allem um den Konflikt in der Ukraine, aber auch um die Beziehungen mit dem Westen.
Umgarnt wurde Putin auch vom südafrikanischen Präsidenten Cyril Ramaphosa, der den Kreml-Chef in Kasan als "geschätzten Verbündeten" und Freund bezeichnete.
Der Name des seit 2009 bestehenden Staatenbunds geht auf die Gründungsmitglieder Brasilien, Russland, Indien und China, sowie auf das 2010 hinzugekommene Südafrika zurück. Die Brics-Gruppe war ursprünglich gegründet worden, um die Dominanz des Westens in globalen Angelegenheiten zu verringern und eine multipolare Weltordnung zu schaffen.
In dem Ort Kasan an der Wolga, der etwa tausend Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt liegt, gelten scharfe Sicherheitsvorkehrungen. In der Vergangenheit hatte es dort mehrfach ukrainische Drohnenangriffe auf Industrieanlagen mit Verbindungen zum russischen Militär gegeben. Die Bewohner sind aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen.
"Der Gipfel in Kasan könnte zum größten außenpolitischen Ereignis werden, das jemals in unserem Land stattgefunden hat", erklärte Putins außenpolitischer Berater Juri Uschakow. Zu den wichtigsten Tagesordnungspunkten gehört neben dem eskalierten Konflikt im Nahen Osten Putins Idee eines neuen Zahlungssystems als Alternative zu Swift, von dem Russland ausgeschlossen ist.
Laut dem Außen- und Sicherheitsexperten der Bertelsmann-Stiftung, Christian Mölling, will Putin mit dem Treffen in Kasan vor allem "zeigen, dass er nicht isoliert ist". Das Treffen sei "bewusst für westliche Zuschauer" organisiert, sagte er im ARD-Morgenmagazin. Weiter verwies er darauf, dass die Beziehungen unter manchen Teilnehmern durchaus gespannt seien - etwa zwischen Saudi-Arabien und dem Iran.
Die Gruppe der Brics-Staaten wächst zunehmend: Beim Gipfel in Johannesburg 2023 hatten sich 23 Staaten um eine Aufnahme beworben, zahlreiche weitere hatten ihr Interesse bekundet. Anfang 2024 kamen Äthiopien, Iran, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate hinzu.
Saudi-Arabien hat seine Mitgliedschaft noch nicht formalisiert. Der saudiarabische Kronprinz Mohammed bin Salman lässt sich in Russland von seinem Außenminister vertreten. Der brasilianische Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte die Reise nach Russland wegen eines häuslichen Unfalls ab und wollte per Videoschalte teilnehmen.
Die Brics-Gruppe trifft sich jedes Jahr zu einem Gipfel, der abwechselnd von einem der Mitgliedstaaten ausgerichtet wird. Es ist das vierte Mal, dass das Treffen nun in Russland stattfindet. Im vergangenen Jahr war Putin nicht nach Südafrika angereist - offiziell, um durch seine Anwesenheit nicht von den Hauptthemen des Gipfels abzulenken. Tatsächlich dürfte der internationale Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Putin wegen der Deportation ukrainischer Kinder nach Russland eine Rolle gespielt haben.
A. Walsh--BTZ